Versorgungsforschung

Ein Wegweiser zu chronischen Krankheiten

Was heißt es, in Deutschland chronisch krank zu sein? Ein neues Kompendium bringt Licht ins Dunkel.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:

Berlin. Obwohl chronische Krankheiten weit verbreitet sind, ist der Begriff „chronisch krank“ bislang nicht einheitlich definiert – weder national noch international. Darauf weist ein kürzlich erschienenes Kompendium des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt im Auftrag der Robert Bosch Stiftung hin. Titel der Arbeit: „Chronisch krank sein in Deutschland: Zahlen, Fakten und Versorgungserfahrungen“.

Sowohl in der Wissenschaft wie auch der Statistik, heißt es darin, finde der Begriff keine einheitliche Anwendung, schreiben die Autorinnen Dr. Corina Güthlin, Dr. Susanne Köhler und Mirjam Dieckelmann.

Ziel des Reports sei es daher, einen „Pfad durch den Dschungel aus Datenquellen, Definitionen und verschiedenen Kennzahlen zu chronischen Krankheiten zu bahnen“. Verdichtet ergeben sich aus der Studie unter anderem folgende Schlussfolgerungen:

Etwa 43 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer bezeichnen sich als chronisch krank. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter: Bei den unter 30-Jährigen fühlt sich jeder Fünfte betroffen, bei den 65-Jährigen ist es jeder Zweite.

Die Häufigkeiten einzelner chronischer Krankheiten unterscheiden sich stark: Sie reichen von einzelnen wenig Tausend Fällen bei den seltenen Erkrankungen über acht Prozent der Erwachsenen bei Diabetes mellitus bis hin zum Spitzenreiter Hypertonie, an der knapp ein Drittel aller Erwachsenen erkrankt sind.

Chronische Krankheiten führen nicht selten zu stationärer Behandlung – bei Diabetes oft infolge von Komplikationen. Mit Abstand häufigster stationärer Behandlungsanlass ist Herzinsuffizienz. Dahinter folgen Suchterkrankungen, Schlaganfall und Rückenleiden.

Bei den weitverbreiteten chronischen Leiden zeichnen sich Arthritis, COPD und Herzinsuffizienz durch einen hohen, Bluthochdruck und Allergien durch einen eher geringen Verlust an gesundheitsbezogener Lebensqualität aus.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsleiden verursachen die höchste und zusammen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen etwa die Hälfte der gesamten Krankheitslast. Während bei der koronaren Herzkrankheit die vorzeitige und bei Rückenschmerzen gesundheitliche Einschränkungen dominieren, wird die Krankheitslast bei Diabetes Typ 2 von beiden Komponenten bestimmt.

Mithilfe von DMP und einer Stärkung der hausarztzentrierten Versorgung lässt sich die Behandlung von chronischen Krankheiten verbessern. Derzeit sind rund 7,1 Millionen Versicherte in einem oder in mehreren DMP eingeschrieben – am häufigsten in Programmen für Diabetes-Typ-2 mit etwa 4,3 Millionen Teilnehmern.

An Hausarztmodellen sind aktuell rund 5,4 Millionen Patienten und etwa 17 .000 Ärzte beteiligt. Effekte sind unter anderem weniger Einweisungen ins Krankenhaus und eine gezieltere Arzneimitteltherapie.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Niederlassungsförderung

Stiftung eröffnet 20. Praxis in Thüringen

Meilenstein für die Wissenschaft

Diagnosedaten: Forschungsdatenzentrum geht an den Start

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Mehr kardiale Ereignisse

Herzinsuffizienz: Niedriger nächtlicher Blutdruck von Nachteil

Lesetipps
Prof. Dr. Susanne Kobel freut sich über die Auszeichnung.

© Marc-Steffen Unger

Springer Medizin Gala

Preisträger des Springer Medizin Charity Awards feierlich gekürt