Report der Betriebskrankenkassen

Erkältungswelle: Meiste Krankheitstage durch Atemwegserkrankungen

Husten und schniefen im Büro, in der Bahn und zu Hause: Den Eindruck, dass zuletzt besonders viele auch junge Leute krank waren, bestätigt jetzt ein Report der Betriebskrankenkassen. Zudem gibt er Empfehlungen für die Arbeitswelt.

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Junge Arbeitnehmer: Schon zu Beginn der Berufstätigkeit „beträchtliche gesundheitliche Handicaps“.

Junge Arbeitnehmer: Schon zu Beginn der Berufstätigkeit „beträchtliche gesundheitliche Handicaps“.

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Berlin. Mehr Krankheitsfälle und Krankheitstage: Beides hat laut BKK-Gesundheitsreport im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Im Durchschnitt war ein Beschäftigter hierzulande 22,6 Tage arbeitsunfähig, so der Bericht, den der Dachverband der Betriebskrankenkassen am Donnerstag in Berlin vorstellte.

Erstmals waren demnach Atemwegserkrankungen die häufigste Ursache, noch vor Muskel- und Skelett-Erkrankungen, die in den Vorjahren meist die Rangliste angeführt hatten. Wesentliche Gründe dafür seien der Wegfall aller Pandemie-Maßnahmen im März 2022 sowie eine Häufung viraler Atemwegserreger. Eine ähnliche Tendenz zeige sich auch für das erste Quartal des laufenden Jahres.

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Junge Berufstätige im Fokus

Der Report rückt junge Berufstätige in den Fokus. Ihr Leben habe sich während der Corona-Pandemie besonders drastisch verändert, erklärte der BKK-Vorstandsvorsitzende Franz Knieps. Auch habe sich gezeigt, dass „beträchtliche gesundheitliche Handicaps“ schon zu Beginn einer beruflichen Tätigkeit mitgebracht würden.

Die Fehlzeiten seien bei Berufstätigen unter 30 Jahren niedriger, wie es hieß: Sie fehlen im Durchschnitt 17,1 Tage krankheitsbedingt; die Über-30-Jährigen dagegen 23,9 Tage. Im Verkehrs- und Lagerwesen sowie in der Abfallentsorgung fallen indes auch junge Arbeitnehmer häufig wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen aus, im Gesundheits- und Sozialwesen wegen psychischer Schwierigkeiten. „Schon in jungen Jahren wird somit der Einfluss der unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastungen auf die Gesundheit sichtbar“, so der Bericht.

Jüngere attestieren sich schlechtere Gesundheit

Zugleich bewerteten junge Berufseinsteiger ihren körperlichen und psychischen Gesundheitszustand eher negativ als ältere Beschäftigte. 18,7 Prozent der Befragten unter 30 Jahren stuften ihre körperliche Gesundheit als eher negativ ein, 20,5 Prozent die psychische. Unter den Befragten über 30 Jahren sagten dies 14,2 Prozent über die körperliche, 11,1 Prozent über die psychische Gesundheit.

Mehr als zwei Drittel beider Gruppen zeigten sich eher zufrieden mit ihrer Arbeit (unter 30-Jährige: 71 Prozent, über 30-Jährige: 71,6 Prozent). Im Schnitt verbringen Beschäftigte demnach rund 35 Stunden mit ihrer Arbeit – und eine deutliche Mehrheit sprach sich für eine Vier-Tage-Woche beziehungsweise für eine 28 Stundenwoche aus. Es brauche je nach Beruf und Betrieb passgenaue Möglichkeiten zur Entlastung, betonte Knieps.

Unzufriedenheit fördert rasche Wechsel

Arbeitgeber müssten aufpassen, dass Unzufriedenheit unter jungen Beschäftigten nicht zu einem raschen Wechsel führe, mahnte der Medizinsoziologe Holger Pfaff. Es gelte, gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen und die soziale Bindung an den Betrieb zu erhöhen. Eine Möglichkeit dafür sei eine Reduktion von Arbeitstagen.

Junge Menschen brauchten „Gesundheitsangebote, die Spaß machen, die Motivation fördern und das Gemeinschaftsgefühl durch Austausch stärken.“ Auch zeige die Befragung, dass nicht allein Materielles zähle, sondern viele Befragte sich mehr Wertschätzung wünschten.

Ullmann: Gesundheit ist nicht nur privat

Der Report wurde auch im Bundestag kommentiert. Der BKK-Gesundheitsreport zeige deutlich: Gesundheit ist das A und O für Wirtschaft und Berufsleben. Wer krank ist, arbeite gar nicht oder schlechter. Das schade der Wirtschaft, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Professor Andrew Ullmann. Hier seien auch die Unternehmen gefordert, weil Gesundheit und Gesunderhaltung eben nicht nur private Interessen seien.

Er warne allerdings davor, Gesundheitsförderung im Beruf immer nur als weniger Belastung zu definieren, sagte Ullmann, der selbst Arzt ist. Belastung könne auch positiv sein. Das sei nicht nur aus der physiologischen, sondern auch aus der psychischen Entwicklung bekannt. (KNA/af)

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