Spahn kündigt Gesetz an

Extra-Vergütung für offene Sprechstunden

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Ärzte für offene Sprechstunden besser bezahlen. Die zusätzliche Vergütung soll es auch dann geben, wenn Ärzte Termine über die Terminservicestellen annähmen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, den geplanten Gesetzentwurf zur Verbesserung der Patientenversorgung in Kürze vorzulegen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, den geplanten Gesetzentwurf zur Verbesserung der Patientenversorgung in Kürze vorzulegen.

© Michaela Illian

BERLIN. Am Montag will Gesundheitsminister Jens Spahn den Entwurf eines Versorgungsgesetzes vorlegen. Jetzt hat er angedeutet, was drin stehen soll: Unter anderem sollen Ärzte fünf offene Sprechstunden pro Woche anbieten.

Dafür sollen Ärzte außerhalb des Budgets und höher vergütet werden. Zum Beispiel auch dann, wenn sie Termine über die Terminservicestellen annähmen.

Er hoffe, die offenen Sprechstunden wirkten wie ein Überlaufventil bei Wartezeiten, sagte Spahn in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem "Deutschen Ärzteblatt".

Die Reaktionen folgten prompt: "Chaos und längere Wartezeiten", seien die Folge, warnte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

Es sei bedauerlich, dass die Politik nicht die Vorschläge der Ärzteschaft aufgegriffen habe, durch eine Entbudgetierung der haus- und fachärztlichen Grundpauschalen höhere Anreize zu schaffen.

GKV-Spitzenverband: Innerärztliches Verteilungsproblem

Keinen Extra-Euro mehr lockermachen will dagegen der GKV-Spitzenverband. "Wir erwarten, dass die geplanten zusätzlichen Gelder für die Ärzte, die Patienten über die TSS annehmen, den Beitragszahlern nicht zusätzlich in Rechnung gestellt werden", sagte Verbands-Vize Johann-Magnus von Stackelberg.

Wenn ein kleiner Teil der Ärzte nicht genug Termine anbiete und dafür andere Ärzte über die Terminservicestellen einsprängen, sei das ein innerärztliches Verteilungsproblem.

Echte Zusatzleistungen, wie zum Beispiel Sprechstunden an Samstagen würden von den Kassen bereits zusätzlich mit einem Zuschlag von elf Euro je Patient vergütet, sagte von Stackelberg.

"Endlich wird der Zusammenhang zwischen der Budgetierung ärztlicher Leistungen und Terminkapazitäten von der Politik anerkannt", sagte Dr. Dirk Heinrich.

Der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes wies daraufhin, dass für neue Patienten in offenen Sprechstunden auch nach den aktuellen Plänen des Ministers kein zusätzliches Geld fließen solle: Die Leistungen würden nach diesem Modell aber erstmals wieder vollständig vergütet.

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 20.7.2018 um 15:52 Uhr. Wir haben den ursprünglichen Beitrag von dpa durch einen eigenen Bericht ersetzt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 20.07.201812:16 Uhr

Wie "tickt" ein Bundesgesundheitsminister?

Haus- und Familien-Ärztinnen und Ärzte in Deutschland bieten seit Jahrzehnten täglich offene Sprechsunden ohne vorherige Terminvereinbarung an: Das liegt zum einen an Wesen, Symptomen, Erscheinungsformen und Verlauf von Krankheiten bzw. zum anderen an Strukturen und Organisationen von Arzt-Patienten-Interaktionen.

Das sollte auch einem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekannt sein. Immerhin stellt dieser, im Gegensatz zum "Kollegen" Prof. Dr. med. Karl Lauterbach von der SPD, auch Haus- bzw. Familien- und nicht nur Fach-Ärzten mit zusätzlichen Sprechstunden ohne Terminvergabe mehr Geld in Aussicht.

Doch Vorsicht! Das wäre für eine bisher verfehlte Gesundheitspolitik der "schlagende" Beweis, dass bisher dafür viel zu wenige Honorarumsätze gezahlt wurden.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr.med. Henning Fischer 20.07.201810:49 Uhr

es würde mich unsagbar freuen, wenn unsere jetzige Tätigkeit angemessen bezahlt würde


O-Ton KVWL: die Krankenkassen bezahlen 62% der geleisteten Arbeit.

Herr Spahn hat immer noch keinen Durchblick. Wenn er ihn irgendwann mal hat, kommt ein andere Gesundheitsminister.

Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse