Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation

Finanzkrise beutelt die WHO – Deutschland sagt Unterstützung zu

Die Weltgesundheitsorganisation ist im Krisenmodus: Es fehlen Milliarden, unter anderem, weil die USA als größte Beitragszahler austreten. Eines wollen die Mitgliedsländer dennoch feiern.

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Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gibt seine Erklärung zur Eröffnung der 78. Weltgesundheitsversammlung in Genf.

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gibt seine Erklärung zur Eröffnung der 78. Weltgesundheitsversammlung in Genf.

© Magali Girardin/KEYSTONE/dpa

Genf. Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro). Das teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zum Auftakt des achttägigen Treffens der noch 194 WHO-Mitgliedsländer in Genf mit. Neben den USA hat Argentinien seinen Austritt aus der 1948 gegründeten Organisation verfügt. Die Finanzkrise der WHO und der geplante Pandemie-Vertrag stehen im Mittelpunkt der Jahrestagung in Genf.

Von den Ausgaben der WHO stemmten die USA bislang rund ein Fünftel. Die WHO habe das geplante Zweijahres-Budget für 2026/27 bereits um rund 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar pro Jahr gekürzt. Für den Zeitraum veranschlagt sie also 4,2 Milliarden Dollar. 2,1 Milliarden Dollar pro Jahr seien wenig, meinte Tedros. So eine Summe werde für Rüstungsgüter weltweit alle acht Stunden ausgegeben.

Zahl der Beschäftigten soll drastisch schrumpfen

Die WHO reduziere ihr oberstes Führungsgremium von 14 auf 7 Positionen und die Zahl der Abteilungen von 76 auf 34, sagte er. Unter anderem geht der durch die Corona-Pandemie bekannt gewordene Nothilfe-Koordinator Mike Ryan. Die Zahl der Beschäftigten von weltweit rund 9.500 soll nach internen Plänen um 20 Prozent sinken.

Eigentlich müssten die USA für 2025 noch rund 130 Millionen Dollar (etwa 116 Mio Euro) zahlen. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass das Geld kommt. Der Austritt der USA aus der WHO wird Anfang 2026 wirksam. Deutschland stellt zusätzlich zehn Millionen Euro bereit, wie Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) in Genf sagte. „Die Welt braucht eine starke WHO“, sagte sie in ihrer Rede im Plenum. Die neue Bundesregierung werde ihre Unterstützung fortsetzen.

Aus Corona-Pandemie für die Zukunft lernen

An diesem Dienstag will die WHO-Versammlung den zuvor ausgehandelten Pandemie-Vertrag formell verabschieden. Er soll im Fall von künftigen Pandemien Chaos bei der Beschaffung von Schutzmaterial wie während der Corona-Pandemie vermeiden, als Länder sich etwa Masken gegenseitig streitig gemacht haben. Außerdem soll er dafür sorgen, dass reiche Länder keine Impfstoffe horten, während ärmere Länder keine erhalten.

Warken sagte am Rande der WHO-Tagung: „Die nächste Pandemie darf die Weltgemeinschaft nicht wieder unvorbereitet treffen.“ Es sei wichtig, dass nicht jeder Staat für sich handele, da Gesundheit nicht an Ländergrenzen haltmache. Wenn man es gemeinsam schaffe, rechtzeitig Ausbrüche zu erkennen, einzudämmen und Vorsorge zu ergreifen, „dann ist es auch für uns gut“. Die anstehende Annahme des Abkommens sei ein gutes Zeichen. Es zeige, dass die WHO weiterhin handlungsfähig sei und ihrem Kernmandat nachkommen könne.

Noch weitere Verhandlungen nötig

Bis der Vertrag in Kraft treten kann, dürften allerdings noch Jahre vergehen. Eines der umstrittensten Themen ist in einen Anhang geschoben worden, der noch gar nicht ausgehandelt worden ist. Dabei geht es darum, unter welchen Bedingungen Länder Impfstofffirmen gefährliche krankheitserregende Mikroorganismen oder Viren zur Verfügung stellen und wie sie dafür etwa mit bevorzugter Belieferung von Impfstoffen kompensiert werden. (dpa)

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