Prognose der Wirtschaftsweisen

Fünf Prozent mehr Sozialbeiträge – bei hoher Unsicherheit

Die Pandemie bremst die Wirtschaft, ebenso der Überfall auf die Ukraine. Doch für die Einnahmen der Sozialkassen könnte es 2022 gar nicht so schlecht aussehen, sagen die Wirtschaftsweisen in ihrer Konjunkturprognose.

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Geben eine Prognose zur konjunkturellen Entwicklung bei hoher Unsicherheit ab: Die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Monika Schnitzer, Achim Truger, Volker Wieland und Veronika Grimm (v.l.n.r.).

Geben eine Prognose zur konjunkturellen Entwicklung bei hoher Unsicherheit ab: Die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Monika Schnitzer, Achim Truger, Volker Wieland und Veronika Grimm (v.l.n.r.).

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Der russische Angriff auf die Ukraine bremst die Wirtschaftsaussichten in Deutschland massiv. Die Wirtschaftsweisen gehen daher in einer am Mittwoch vorgestellten aktualisierten Prognose für das laufende Jahr nur noch von der Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent aus – das wären 2,8 Prozentpunkte weniger als noch in der letzten Prognose der Wirtschaftsweisen. Für 2023 erwartet der Rat dann wieder ein Wachstum um 3,6 Prozent.

Bei den Verbraucherpreisen wird in diesem Jahr eine starke Zunahme um 6,1 Prozent erwartet, im kommenden Jahr um 3,4 Prozent. Allerdings stehen diese Prognosen unter dem Vorbehalt sehr großer Unsicherheiten durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine.

So sind in dem am Mittwoch vorgestellten Zahlenwerk die tiefgreifenden Folgen eines möglichen Ausfalls russischer Energielieferungen nicht eingepreist. „Nach Einschätzung des Sachverständigenrates dominieren dabei die Abwärtsrisiken“, heißt es mit Blick auf die Unwägbarkeiten der Prognose.

Mehr Beschäftigte, weniger Arbeitslose

Lässt man die aktuellen Unsicherheiten im Hinblick auf die Energieversorgung außen vor, dann sehen die Kennziffern für die finanzielle Situation der Sozialkassen gar nicht schlecht aus. So soll etwa in diesem Jahr die Zahl der Erwerbspersonen um 458.000 im Vergleich zum Vorjahr auf 45,4 Millionen steigen. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – die Beiträge an GKV & Co. entrichten – ist eine Zunahme in vergleichbarer Größenordnung auf 34,3 Millionen prognostiziert.

Parallel soll die Zahl der registrierten Arbeitslosen im Jahresverlauf um rund zehn Prozent auf 2,34 Millionen Menschen sinken. Das würde einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 5,7 auf 5,1 Prozent entsprechen. 2023 könnte die Quote dann erstmals seit der Wiedervereinigung auf unter fünf Prozent fallen.

664 Milliarden Euro Sozialbeiträge

Die höheren Inflationserwartungen werden sich nach Ansicht der Wirtschaftsweisen in höheren Lohnforderungen der Beschäftigten niederschlagen. Der Rat erwartet für dieses Jahr ein Wachstum der Effektivlöhne um 2,5 Prozent, im folgenden Jahr um 4,4 Prozent. Zum Vergleich: im Vorjahr lag die Zunahme der Tariflöhne bei nur 1,3 Prozent.

Nach der aktuellen Prognose werden die Sozialbeiträge im laufenden Jahr um 4,9 Prozent auf fast 664 Milliarden Euro zunehmen, 2023 könnten es dann fast 700 Milliarden Euro sein. Schlechte Nachricht für den Bundesfinanzminister: Laut Rat werden die Steuereinnahmen nur noch um 1,1 Prozent auf 882 Milliarden Euro zunehmen, das wären 3,6 Prozentpunkte weniger, als die Wirtschaftsweisen in ihrer letzten Prognose erwartet hatten. (fst)

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