„Notbremse ziehen“

Heinrich ruft Vertragsärzte zur Vier-Tage-Woche auf

Die Vertragsärzteschaft sollte sich gegen Budgets und zu viel Bürokratie wehren, appelliert der Virchowbund. Bundesvorsitzender Dr. Dirk Heinrich fordert Niedergelassene auf, ihre Praxen jeden Mittwoch zu schließen.

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Dr. Dirk Heinrich: „Ärzte sind gezwungen, die Notbremse zu ziehen.“

Dr. Dirk Heinrich: „Ärzte sind gezwungen, die Notbremse zu ziehen.“

© Georg Wendt/dpa

Berlin. Die Schockwellen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes ziehen weiter Kreise. Der Virchowbund hat zu Jahresbeginn die niedergelassenen Ärzte dazu aufgerufen, die ambulante Patientenversorgung auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen.

Den Mittwoch sollten die Ärzte für die Praxisbürokratie und die Fortbildung nutzen. Akutfälle solle der Ärztliche Bereitschaftsdienst (116 117) versorgen. 61 Arbeitstage im Jahr seien die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit Verwaltungsarbeiten belastet.

Energiepreise und Inflation setzten die Ärzte im budgetierten Finanzierungssystem unter Druck. „Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden“, teilte der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, am Mittwoch mit.

Ärzteschaft soll Notbremse ziehen

„Die politische Untätigkeit und Fehlsteuerung der letzten Jahrzehnte zwingt die Ärzteschaft die Notbremse zu ziehen“, kritisiert Heinrich. „Andernfalls drohen noch schlimmere Folgen, auch für die Patienten.“

Zum Hintergrund: Am 20. Oktober des vergangenen Jahres hatte der Bundestag das unter niedergelassenen Ärzten umstrittene Spargesetz verabschiedet. Es enthält unter anderem die Abschaffung der Neupatientenregelung.

Die wiederum sollte den Ärzten unter anderem die seit Mai 2019 geltende Aufstockung der Mindestsprechstundenzeiten auf 25 Stunden in der Woche schmackhaft machen.

Familienfreundliches Angebot

Der Virchowbund hebt in einer Pressemitteilung Vorteile der wöchentlichen Praxisschließungen hervor: Eine vier Tage Woche bei vollem Lohnausgleich hebe die Attraktivität des Berufsbildes der Medizinischen Fachangestellten (MFA).

75 Prozent der Praxen litten unter Fachkräftemangel, da zum Beispiel die Krankenkassen ausgebildete MFA mit deutlich höheren Gehältern lockten. Eine Vier-Tage-Woche sei familienfreundlich und mache die Niederlassung für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiver.

Zudem leiste die Konzentration auf vier Tage Patientenversorgung mit Blick auf die Unterfinanzierung und Entbudgetierung des ambulanten Bereichs einen „wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Praxisführung und Kostensenkung“. Gleichzeitig senke der Schließtag die Energiekosten. (af)

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Kommentare
Dr. Bernhard Rabenbauer 04.01.202318:17 Uhr

Das wäre so, wie wenn ein Bäcker nur mehr an 4 Tagen Semmeln bäckt, alle Angestellten aber weiter voll zahlt. Also: Diese Reglementierung führt nicht weiter, dies können sich auch nur diejenigen leisten, die genügend finanzielles Polster haben, etwa Partner mit attraktivem Job oder finanzielles Polster von Herkunft. Alle anderen, die von der Praxis leben, müssen der Politik klarmachen, dass eine Praxis profitorientiert zu führen ist, (um eben zu vermeiden, dass nur o.g. Personengruppen sich noch eine Praxis leisten können).

Also Aufruf, Praxis profitorientiert zu führen, denn mit sinkenden Einnahmen kann eine Praxis, die nicht profitorientiert ist, keine 4-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich führen, soviel Unsinn. Alternative wäre allerdings, ähnlich wie bei Lufthansa, dass der Verband des Herrn R. die Ausfallkosten bei 4-Tage-Woche voll übernimmt. Wichtiger wäre, nicht über jedes Stöckchen zu springen, dass der Bundesgesundheitsminister hinhält, also Profit nicht mehr negativ, sondern als essenziell und auch als Voraussetzung für den Nachwuch zu sehen.

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