Gerangel um Öffnungsklausel geht weiter

Die BÄK stimmt sich auf den Ärztetag ein. Ein Thema in Nürnberg: die GOÄ. Für BÄK-Präsident Montgomery ist die gefürchtete Öffnungsklausel vom Tisch. Die PKV hingegen pocht auf Vertragskompetenz.

Veröffentlicht:
Landet sicherlich nicht im Papierkorb: die GOÄ. Vielleicht aber die Öffnungsklausel?

Landet sicherlich nicht im Papierkorb: die GOÄ. Vielleicht aber die Öffnungsklausel?

© Illian

BERLIN (sun). Der Streit um die GOÄ-Reform geht in die nächste Runde: Während die BÄK feiert, die Öffnungsklausel stehe nicht mehr auf der Tagesordnung, beharrt der PKV-Verband auf umfassende Vertragskompetenzen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, sagte am Montag in Berlin: "Die Öffnungsklausel ist vom Tisch." Das habe ihm PKV-Verbandschef, Reinhold Schulte, in einem Briefwechsel bestätigt.

Damit sei die PKV insgesamt von ihrer Forderung zurückgetreten, Selektivverträge abschließen zu wollen, mit denen sie die Preise in der Gebührenordnung der Ärzte absinken lassen könnten.

Auch das sei Montgomery in diesen Briefen bestätigt worden. "Statt dessen soll es lediglich Verträge geben, in denen Lösungen zur Verbesserung der Qualität geschaffen werden", so der BÄK-Chef.

PKV pocht auf Vertragskompetenz

Dies soll nach seinen Vorstellungen mit einem Aufschlag auf die Gebührensätze verbunden sein. "Das hat dann nichts mehr mit der ursprünglichen Öffnungsklausel zu tun", so Montgomery.

Auch bei der Reform der GOZ aus dem Jahr 2011 habe sich die PKV nicht mit der Öffnungsklausel durchgesetzt.

Vor einigen Wochen hatte bereits Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, gesagt, mit der Ärzteschaft gebe es nur eine neue GOÄ, wenn der Zielkorridor beim Honorarplus zweistellig sei.

Montgomery bekräftigte jetzt, die GOÄ dürfe nicht kostenneutral ausfallen, müsse dementsprechend über fünf Prozent liegen. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die GOÄ-Reform noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen wird.

Die PKV besteht auch weiterhin darauf, mit allen Leistungserbringern Verträge abschließen zu können: Der Verband fordere unverändert umfassende Vertragskompetenzen gegenüber allen Leistungserbringern im Gesundheitswesen, sagte ein Sprecher der "Ärzte Zeitung".

Allerdings: "Eine Öffnungsklausel im Sinne eines Preisdumpings war nie Ziel der PKV", sagte Verbandschef Reinhold Schulte am Montagabend.

Auf dem 115. Deutschen Ärztetag in Nürnberg in der nächsten Woche soll unter anderem über die Zukunft der GKV und PKV diskutiert werden.

Diskussion statt Leitantrag

Zugleich geht die Bundesärztekammer in der nächsten Woche mit neuem Konzept an den Start: Statt Leitantrag des Vorstandes soll es dieses Mal eine offene Diskussion der Delegierten geben.

Das Thema: die zukunftsfeste Finanzierung der Krankenversicherung in Deutschland. "Aus unserer Sicht muss der Wettbewerb zwischen PKV und GKV weiter gestärkt werden", sagte Montgomery in Berlin.

Schließlich führe der Systemwettbewerb auch zu Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Konzepte zur Bürgerversicherung der SPD, Grünen und Linken lehne die Bundesärztekammer hingegen ab, so Montgomery.

Bei der Eröffnung des Ärztetags am 22. Mai werden Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und Montgomery vor den etwa 250 Delegierten sprechen. Es werden etwa 1100 Gäste erwartet.

Geplant ist aber auch eine Debatte zwischen den gesundheitspolitischen Sprecher der Unions- und der SPD-Fraktion, Jens Spahn und Karl Lauterbach, über ihre Reformvorstellungen des Gesundheitssystems.

Montgomery: Praxisgebühr muss weg

Spahn war schon vor einigen Wochen vorgeprescht und hatte von "existenziellen Problemen" der PKV gesprochen. Gleichzeitig forderte er einen einheitlichen Versicherungsmarkt.

Auch der AOK Bundesverband hatte erst kürzlich eine Diskussion über die Zukunft der PKV angestoßen.

Darüber hinaus soll die Rolle des Hausarztes in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung auf dem Ärztetag diskutiert werden, betonte Montgomery. Ohne politische Forderungen will die BÄK jedoch nicht auf den Ärztetag ziehen.

Die Überschüsse der gesetzlichen Krankenversicherung sollten darin belassen werden: "Die nächste Krise kommt bestimmt. Wir brauchen einen Puffer", forderte Montgomery.

Sollte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) dennoch Wahlgeschenke verteilen wollen, habe die BÄK folgende Vorschläge: Die Praxisgebühr müsse abgeschafft werden. Sie habe ihr Ziel, Arztkontakte zu steuern, verfehlt, so Montgomery.

Zudem schaffe sie viel Bürokratie. Auch die "Sonderopfer" der Krankenhäuser seien angesichts voller Kassen nicht mehr vertretbar.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an