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Gröhe mahnt Vernetzung an

Akteure im Gesundheitswesen müssen näher zusammenrücken, fordert Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Das Vorbild heißt "Cooperative Care" - es ist in angelsächsischen Ländern bereits Realität.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Gröhe gibt die Richtung vor.

Gröhe gibt die Richtung vor.

© Wolfgang Kumm / dpa

FRANKFURT/MAIN. Die Bedürfnisse der alternden Gesellschaft erfordern eine bessere Kooperation aller Akteure in der Versorgung - auch wenn das nur schwer mit dem Prinzip der freien Arztwahl zusammenzubringen ist.

Das sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf der Frühjahrstagung der Initiative "gesundheitswirtschaft rhein-main e.V.".

Das "hohe Gut" dieser Freiheit, die wohl keiner bezweifele, sei nur schwer mit dem Ansatz der "Cooperative Care" zu vereinen, wie die angelsächsischen Länder zeigen.

Dort ist die "Cooperative Care", also das Zusammenspiel verschiedener Anbieter der Gesundheitsversorgung und Pflege in einer bestimmten Lebenssituation, bereits etabliert.

Norwegen bittet Gröhe um Rat

Beim Blick auf andere europäische Länder habe er aber auch gemerkt, dass die Freiheiten unseres Gesundheitssystems - etwa die freie Arztwahl - nicht überall gegeben sind, so Gröhe.

Sein norwegischer Amtskollege etwa überlege gerade erst deren Einführung und habe um Rat gebeten.

"Der veränderte Bedarf macht eine andere medizinische Versorgung nötig, als wir sie bisher gewohnt sind", so Gröhe. Das deutsche Gesundheitssystem sei - trotz eines Trends zur Vernetzung - noch zu stark auf die einzelne Behandlung ausgerichtet. Dies werde auch durch die Vergütungssysteme begünstigt.

Vernetzung in Palliativversorgung nötig

Die steigende Zahl älterer, multimorbider Patienten erfordere "eine andere Form der Fürsorge, eine andere Form der medizinischen Begleitung", sagte Gröhe.

Die Pflege sei das bereits gewohnt, hier seien Fragen nach Wohnsituation und Nahversorgung an der Tagesordnung. Auch sei die dringend notwendige Vernetzung etwa in der Palliativversorgung bereits zu beobachten, lobte der Gesundheitsminister.

Es gehe nicht mehr nur um die medizinische, sondern vielmehr um die gesamte gesundheitlich-strukturelle Versorgung, so Gröhe. Der Ausbau der Pflegestruktur sei bereits auf diese veränderten Bedürfnisse eingegangen.

Für die nächste Wahlperiode kündigte er weitere neue Ideen an, ohne diese zu konkretisieren. Zur Stärkung der sektorenübergreifenden Versorgung setzt Gröhe auf den Innovationsfonds.

Er hoffe auf zahlreiche Projekte, die in die Regelversorgung übernommen werden können.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Schlachten heiliger Kühe?

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Glosse

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 09.05.201616:39 Uhr

was mich besonders nervt, ist der Bezug auf "die angelsächsischen Länder".

Dann kann es nur teurer oder schlechter werden. Das galt schon für Seehofer mit seinem "Budget" aus USA,
das die Patienten am Jahresende regelmßig von den guten Krankenhäusern in die schlechten gelenkt hat.
In England (schlechter, lange Warteschlangen) gibt es ja gerade den google-Skandal mit ca. 1,4 Millionen Patientenakten oder mehr die in google gelandet sind.
Und in USA erheblich teurer UND schlechter bei generell alles andere als eine vorbildliches Morbiditätsstatisik oder Lebenserwartung.
Hier werden Phantasiewelten gepredigt zu weiteren Versklavung. Es macht ihm sichtlich Spaß.
Medizinpolitik muss MIT den Ärzten nicht GEGEN die Ärzte gemacht werden.

Dr. Peter M. Schweikert-Wehner 09.05.201609:33 Uhr

Erst wir dann allle

Das Urteil des Bundessozialgerichtes über die freie Apothekenwahl bei Zytostatikaausschreibungen bedeutete dass das Patientenwahlrecht nachrangig zum Wirtschaftlichkeitsgebot (so billig wie möglich) steht. Das wird Herr Gröhe ja kennen. Wenn wir und die Patientenverbände nicht sofort auf die Barrikaden gehen, dann gibt es kein Patientenwahlrecht mehr und in der Folge werden alle Leistungserbringer zu Befehlsempfängern von Kassenfunktionären.

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