Großbritannien

Kliniken steht schwieriger Winter bevor

Der Brexit macht das Leben für die Briten leichter, hatten viele Befürworter versprochen. Das Gegenteil ist wohl der Fall, wie eine Umfrage aussagt.

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Die Post-Brexit-Versorgung in England: Niemand weiß, wie sie genau aussieht.

Die Post-Brexit-Versorgung in England: Niemand weiß, wie sie genau aussieht.

© Stuart / stock.adobe.com

London. Etwa 90 Prozent der Chefs von Trägerorganisationen im englischen Gesundheitswesen sehen das Wohl von Patienten wegen fehlenden Personals in Gefahr. Knapp 60 Prozent rechnen außerdem damit, dass dem Nationalen Gesundheitsdienst NHS der schwierigste Winter überhaupt bevorsteht.

Das geht aus einer Befragung der Dachorganisation NHS Confederation hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Zustände im Gesundheitsdienst spielen – neben dem Brexit – eine große Rolle im Wahlkampf. Am 12. Dezember wählen die Briten ein neues Parlament.

Allein in England seien etwa 100.000 Stellen in Kliniken unbesetzt, sagte Niall Dickson, der Geschäftsführer der NHS Confederation. Es fehle etwa an Ärzten, Rettungsassistenten und Krankenpflegern. Er warnte die Parteien davor, keine übertriebenen Wahlversprechen zu machen. „Wir brauchen mehr Investitionen.“ Aber selbst dann dauere es, bis sich die Lage wieder entspanne. Befragt worden waren 131 Geschäftsführer, Direktoren und Vorsitzende von Trägerorganisationen im englischen Gesundheitsdienst.

Schon lange Probleme beim NHS

Das NHS gilt schon lange als marode und unterbesetzt. Besonders im Winter, wenn unter anderem zahlreiche Grippefälle hinzukommen, gelangen die Kliniken schnell an ihre Kapazitätsgrenze. Oft müssen Operationen verschoben werden, die Wartezeiten in Notaufnahmen erreichten inzwischen einen historischen Negativrekord.

Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers John Curtice ist der weitgehend aus Steuergeldern finanzierte NHS neben dem Brexit das wichtigste Thema im Wahlkampf. Die Opposition wirft den Konservativen schon lange vor, den Gesundheitsdienst kaputt gespart zu haben.

Der jetzige Premierminister Boris Johnson hatte vor über drei Jahren beim Brexit-Referendum Wähler mit einer irreführenden Aussage geködert: Er verwies darauf, dass London pro Woche 350 Millionen Pfund (etwa 409 Millionen Euro) an Brüssel überweise, die im Falle eines EU-Ausstiegs an den NHS gehen könnten. Diese Botschaft ließ er sogar auf einen roten Bus drucken, mit dem er durch das Land fuhr.

Er verschwieg aber, dass die tatsächliche Summe weitaus niedriger ist und auch viel Geld in Form von Fördermitteln wieder zurückkommt. (dpa)

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