Grüne: Versorgung auf dem Land muss alle Gesundheitsberufe einbeziehen

Die Bundestagsfraktion der Grünen hat ein Positionspapier mit Strategien für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung auf dem Land vorgelegt.

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BERLIN (fst). Die Grünen im Bundestag setzen auf integrierte Versorgungsverbünde von Ärzten, Pflegekräften und anderen Gesundheitsberufen, um künftig die Versorgung auf dem Land sicherstellen zu können.

Das ist eine Kernthese des Positionspapiers von Harald Terpe, das in dieser Woche in der grünen Bundestagsfraktion verabschiedet werden soll und der "Ärzte Zeitung" vorab vorliegt. Es gehe nicht dabei "in erster Linie um mehr Geld oder mehr Ärzte", stellt Terpe fest, der bis 2005 als Oberarzt um Universitätsklinikum Rostock gearbeitet hat.

Der Gesundheitspolitiker schlägt in dem Papier "Neue Wege gehen: Für eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung in ländlichen Regionen" Primärversorgungsteams vor, die den Kern regionaler Versorgungsverbünde bilden sollen. Dazu will Terpe rechtliche Hürden für die Beteiligung nichtärztlicher Fachkräfte in Versorgungsteams abbauen.

Gerade die Zunahme alter und multimorbider Patienten in strukturschwachen Regionen mache multiprofessionelle Teams nötig, heißt es in dem Papier. So werde beispielsweise in der Region der Mecklenburgischen Seenplatte der Anteil von Menschen über 65 Jahre auf 42 Prozent der Gesamtbevölkerung steigen.

Motor der Bildung von Versorgungsteams soll eine reformierte Bedarfsplanung sein, die von der reinen Arztplanung zu einer "alle Gesundheitsberufe umfassenden regionalen Versorgungsplanung" ausgebaut werden soll. Diese Planung müsse sich an der Morbiditäts- und Sozialstruktur einer Region orientieren.

Als Beispiel für einen Versorgungsverbund der Zukunft dient Terpe das Projekt "Gesundes Kinzigtal" in Baden-Württemberg. Dort geht man auch bei Honorierung der Leistungsanbieter neue Wege und setzt auf ein sogenanntes Capitation-Modell, bei dem sich die Vergütung nach Zahl und Morbidität der Versicherten in der Region richtet. Eine verbesserte Versorgung soll sich dann auch positiv auf die Vergütung auswirken.

Weitreichend sind die Vorschläge Terpes für die pflegerische Versorgung. Deutschland müsse sich von der bisher geltenden "vollumfänglichen ärztlichen Zuständigkeit" für viele Tätigkeiten in der Pflege verabschieden, fordert der Grünen-Politiker.

Es gebe keine "Belege aus der Versorgungsforschung, die eine solche umfassende Beschränkung begründen würden", heißt es. Daher sollte der Verantwortungsbereich qualifizierter Pflegekräfte stark ausgeweitet werden und "in bestimmtem Umfang das Recht zur Erkennung und Therapie von Erkrankungen sowie zur Überweisung umfassen", so Terpe. Die "Letztverantwortung" solle aber in den Versorgungsteams bei Ärzten verbleiben.

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