Gesundheitsunion in der EU

HERA soll Gesundheitskrisen bekämpfen

Die EU-Kommission hat die neue Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion (HERA) gestartet. Und das EU-Parlament will die Seuchenschutzbehörde ECDC massiv aufwerten.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bezeichnet die neue EU-Behörde HERA als „Symbol für das Umdenken in der Gesundheitspolitik“.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bezeichnet die neue EU-Behörde HERA als „Symbol für das Umdenken in der Gesundheitspolitik“.

© Stephanie Lecocq / associated pr

Brüssel. Die Europäische Gesundheitsunion nimmt langsam Gestalt an. Am Donnerstag hat die Europäische Kommission die neue EU-Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Health Emergency Preparedness und Response Authority, HERA) gestartet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im vergangenen September Schritte für eine Gesundheitsunion angekündigt, um damit Lehren aus der Corona-Pandemie zu ziehen.

HERA soll Gefahrenanalysen erstellen und Vorhersagemodelle für den Ausbruch von Gesundheitskrisen entwickeln. Im Fall einer Notlage soll HERA in den Notfallmodus umschalten. Dann kann die Behörde Soforthilfen mobilisieren – dazu gehört ein Netz ständig einsatzbereiter Produktionskapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen und Arzneimitteln.

Aufgabe von HERA soll dann auch ein Monitoring der Produktionskapazitäten, Rohstoffe oder Infrastrukturen sein, um rasch einen Überblick über die Kapazitäten in der EU zu erhalten.

Budget von sechs Milliarden Euro

Die Behörde soll innerhalb der EU-Kommission eingerichtet werden und Anfang kommenden Jahres ihre volle Funktionsfähigkeit erreichen. Für den Zeitraum 2022 bis 2027 werden für HERA insgesamt sechs Milliarden Euro aus verschiedenen EU-Programmen zur Verfügung stehen.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides nannte HERA das „Symbol für ein Umdenken in der Gesundheitspolitik“. Die Behörde werde ein „Kernstück“ einer starken EU-Gesundheitsunion sein. HERA werde die europäischen Akteure in die Lage versetzen, Gesundheitsgefahren frühzeitig zu erkennen und rasch zu reagieren, so Kyriakides.

Unterdessen hat das EU-Parlament am Mittwoch grundsätzlich Zustimmung für mehr Kompetenzen des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) signalisiert. Ein entsprechender Vorschlag der Kommission wurde in erster Lesung mit 598 zu 84 Stimmen angenommen, 13 Abgeordnete enthielten sich.

Mehr Kompetenzen und Personal für Seuchenschutzbehörde

Dabei drangen die Parlamentarier darauf, dass die Mitgliedsstaaten der ECDC aktuelle, vergleichbare und hochwertige Daten zur Verfügung stellen. Zudem sollte die Behörde nach dem Willen des Parlaments nicht nur für übertragbare Krankheiten zuständig sein, sondern auch beispielsweise für Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes oder psychische Erkrankungen.

Für die EVP-Fraktion nannte deren gesundheitspolitischer Sprecher Dr. Peter Liese eine Aufwertung der Seuchenschutzbehörde unverzichtbar: „Die Agentur in Stockholm hat weniger als die Hälfte der Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts und soll damit ganz Europa mit notwendigen Daten, Analysen und Vorschlägen versorgen. Das ist schlicht unmöglich“, so Liese.

Die ECDC solle nicht nur Krisen überwachen, sondern bei „Bedarf auch mit einem Ad-hoc-Team von Ärzten und Krankenschwestern vor Ort reagieren“, so der CDU-Politiker. Dafür müsse die Behörde mehr Personal haben, forderte er. Im Anschluss an das Votum des EU-Parlaments beginnen nun die Verhandlungen mit dem Europäischen Rat über den finalen Text des Gesetzentwurfs.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kritik an „Suizidtourismus“ in den USA

Mehrere US-Bundesstaaten wollen Beihilfe zum Suizid erlauben

„Mehr Ernsthaftigkeit“ nötig

Drogenbeauftragter für härteren Kurs gegen das Rauchen

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“