"Krude und wirr"
Hausärzte-Verband bürstet Ideen der Fachärzte ab
Hausärzte-Verbandschef Ulrich Weigeldt hält die Vorschläge der Fachärzte für undurchdacht und für ein rein politisches Manöver.
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SpiFa gegen Hausärzte: Wer gehört zur Grundversorgung?
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BERLIN. Der Deutsche Hausärzteverband wertet den Vorstoß des Spitzenverbands Fachärzte Deutschland (SpiFa) zur "Grundversorgung" als realitätsfern und gefährlich. Am Montag hat der SpiFa in einem Grundsatzpapier gefordert, die hausärztliche Versorgung neu zu denken. Hausärzte allein könnten absehbar ihrem Versorgungsauftrag bald nicht mehr nachkommen. Deshalb müsse die Bedeutung von Fachärzten in der "Grundversorgung" aufgewertet werden, so der SpiFa.
"Ziemlich wirr" findet Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt das Papier. "Es werden eine Menge steiler Thesen in den Raum geworfen, ohne die Konsequenzen für die Patientenversorgung zu bedenken", sagte Weigeldt der "Ärzte Zeitung".
So unterscheidet der SpiFa etwa zwischen unimorbiden und multimorbiden Patienten. Nur die letzte Gruppe benötige eine Koordination durch den Hausarzt. Diese Einteilung nennt Weigeldt "krude, unpraktikabel und gefährlich": "Soll denn dabei die psychosoziale Gesamtsituation der Patienten überhaupt keine Rolle mehr spielen?", fragt der Verbandschef. Durch solche Vorschläge werde "Chaos produziert" – besser wäre es, sich gemeinsam für eine vernünftige Strukturierung der Versorgung einzusetzen, fordert er.
Arrogante Auffassung
Weigeldt ärgert, dass im Papier des Fachärzte-Verbands "Grundversorgern" alle nötigen Qualitäten der Primärversorgung zugesprochen werden. Das sei "eine arrogante Auffassung und eine völlige Geringschätzung der fünfjährigen Weiterbildung" von Allgemeinärzten.
Hinzu komme, dass im SpiFa-Papier unklar bleibe, welche Facharztgruppen als Grundversorger tätig werden.
Für Unmut sorgt im Hausärzteverband, dass versucht wird, aus regionalen Engpässen in der hausärztlichen Versorgung Kapital zu schlagen. Sein Verband habe beispielsweise beim Förderprogramm Allgemeinmedizin immer wieder mit massiven Widerständen in einzelnen Ärzteverbänden zu kämpfen gehabt.
Unterstützung bei der Sicherung der hausärztlichen Versorgung wäre "ein wirkliches Signal für eine zukunftsorientierte Versorgung".
Mit Blick auf die politische Wirkung des SpiFa-Papiers sieht Weigeldt keinen Grund für Aktionismus. "Wir werden in keinen Wettstreit um die abwegigsten Vorschläge einsteigen", sagt er. Zudem stehe mit der hausarztzentrierten Versorgung ein Angebot zur Verfügung, das "nachgewiesenermaßen die Qualität der Versorgung verbessert".