Depression

Hausärzte sind wichtige Zuweiser

Bei der Vermittlung von Patienten mit Depressionen sind Hausärzte eine Schaltstelle, in der allerdings oft wichtige Informationen fehlen, wie das Beispiel Hamburg zeigt.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Welches Behandlungsangebot ist passend? Die Vermittlung der Patienten ist für Hausärzte oft schwierig.

Welches Behandlungsangebot ist passend? Die Vermittlung der Patienten ist für Hausärzte oft schwierig.

© Marco2811/Fotolia.com

HAMBURG. Hausärzte sind bei der Erkennung und Behandlung von Patienten mit Depressionen an einer Schaltstelle. Während es in der Behandlung enorme Fortschritte gegeben hat, bestehen nach Erfahrungen des Klinikexperten Dr. Hans-Peter Unger noch Probleme bei der Vermittlung in weitergehende Behandlungsangebote.

"Der Hausarzt ist für Depressionen erster Ansprechpartner. Hier hat es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte in der Behandlung gegeben", sagte der Chefarzt des Zentrums für seelische Gesundheit des Asklepios Klinikums Harburg in Hamburg.

Positiv sei die Entwicklung bei den Psychotherapien, weil sie heute maßgeschneidert für die vielen unterschiedlichen Formen von Depressionen angeboten werden können.

Als "größte Baustelle" nimmt Unger die Vermittlung in die richtigen Angebote wahr. Hier könnte nach seiner Einschätzung eine verbesserte Information und Aufklärung über die bestehenden Angebote helfen. Ein vergleichsweise junges Angebot sind die über Hamburg verteilten Zentren für seelische Gesundheit, die nach Angaben von Asklepios gut angenommen werden.

Ziel sind kurze, zügige Wege in die Behandlung, um eine Chronifizierung zu vermeiden. Außer Ärzten sind auch Psychologen, Therapeuten, speziell geschulte Pflegekräfte und Sozialpädagogen eingesetzt.

Stationäre Behandlung vermeiden

Die Zentren wurden gezielt auch in Stadtteilen eingerichtet, die soziale Brennpunkte haben. "Je niedriger der soziale Gradient, desto höher ist das Depressionsrisiko", sagte Unger.

Zum Erfolg der Zentren trage auch die Wohnortnähe und die Vernetzung mit Therapeuten vor Ort bei - es besteht laut Unger eine geringe Hemmschwelle für Patienten und eine gute Kooperation mit anderen Anbietern. Zugleich helfen die Zentren, stationäre Behandlungen zu vermeiden.

Froh ist Unger, dass der "mediale Hype" um Burn-out abnimmt. Er hat eine große Verwirrung um die Begriffe Burn-out und Depression in den vergangenen Jahren festgestellt - bei Menschen aus einem niedrigeren sozialen Status sei eher eine Depression diagnostiziert worden, bei akademischen Berufen eher ein Burn-out.

Fest steht für ihn, dass die Zahl der Depressionen seit Jahren stabil ist - 17 Prozent der Bevölkerung wird einmal im Leben an einer Depression erkranken.

Der wahrgenommene Anstieg resultierte aus der geänderten Einstellung der Bevölkerung zu dieser Erkrankung, die früher stigmatisiert war. "Depressionen sind aus dem Schatten getreten. Erkrankte treffen heute auf mehr Verständnis als noch vor zehn Jahren", sagte Unger.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse