Innerärztliche Auseinandersetzung

Hausärztinnen- und Hausärzteverband kritisiert KVWL-Positionspapier

Mit der Forderung nach einen Bezugspraxissystem spaltet die KVWL die Ärzteschaft, zudem schmückt sie sich mit fremden Federn, kritisiert Lars Rettstadt, Chef des Hausärtze-Verbands in Westfalen-Lippe.

Veröffentlicht:

Dortmund. Mit seinem Positionspapier zur Zukunft der ambulanten Versorgung hat der Vorstand der KV Westfalen-Lippe (KV) den Hausärztinnen- und Hausärzteverband Westfalen-Lippe gegen sich aufgebracht. „Ich finde mich in diesem Papier nicht wieder“, sagte Lars Rettstadt, der 1. Vorsitzende des Verbands, der Ärzte Zeitung.

Ein wichtiges Element in dem Positionsapier ist die Einführung von Bezugspraxen, in die sich Patientinnen und Patienten einschreiben sollen. Für ein solches System hatte KV-Chef Dr. Dirk Spelmeyer auf der Vertreterversammlung geworben und es dann gemeinsam mit KV-Vize Anke Richter-Scheer in einer Pressekonferenz einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

„Keil zwischen Haus- und Gebietsärzte“

Rettstadt sieht den Vorstoß als direkten Angriff auf die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands. „Spelmeyer treibt bewusst einen Keil zwischen Haus- und Gebietsärzte“, kritisierte er.

Spelmeyer hatte berichtet, dass das Positionspapier mit den Gremien der KV abgestimmt worden sei. Das sei nicht der Fall, sagt Rettstadt. Es sei in einer Veranstaltung vorgestellt worden, ohne dass aber darüber abgestimmt worden sei. Auch in der VV sei das Positionspapier nicht zur Abstimmung gestellt worden. „Es ist nicht richtig, es jetzt so hinzustellen, als ob alle dahinterstehen.“

Fremde Ideen aufgegriffen

Der Dortmunder Hausarzt warf dem KV-Vorstand vor, Ideen aus der HZV aufgegriffen, sie dann aber als eigene dargestellt zu haben. Das gelte etwa für den von der KV geforderten Praxis-Patienten-Kontakt als Grundlage für die Vergütung. „Dieses Thema treiben wir schon seit Längerem mit der HZV voran.“

Ähnlich sehe es aus mit dem von der KV propagierten System der Teampraxen. „Unsere neuen Verträge sind Teampraxen-Verträge.“ Die KV schmücke sich mit fremden Federn, ärgert sich Rettstadt. „Wo KVWL draufsteht, ist viel HZV drin.“

Gefragt ist die gemeinsame Suche nach Lösungen

Man sollte gemeinsam nach Lösungen für die künftige Gestaltung der Versorgung suchen, statt auf Konfrontation zu setzen, findet er. Die Herausforderung bestehe darin, sowohl das KV-System und als auch die HZV so weiterzuentwickeln, dass alle davon profitieren. „Wir sehen die KVWL nicht als Gegner, sondern als Partner“, betonte er.

Zu einem Aufgehen der HZV im Kollektivvertrag darf es seiner Meinung nach nicht kommen. „Wir kämpfen für die Eigenständigkeit der HZV.“

Rettstadt begrüßte, dass die primärzärztliche Versorgung in den gerade fertig gewordenen Koalitionsvertrag Eingang gefunden hat. „Bei der Primärversorgung haben die Hausärztinnen und Hausärzte den Hut auf“, sagte er. Sie wollten gemeinsam mit den Fachärztinnen und Fachärzten eine gute Patientenversorgung sicherstellen.

Es gehe nicht darum, den Kolleginnen und Kollegen etwas wegzunehmen. „Ich möchte, dass die Gebietsärzte gut bezahlt werden.“ (iss)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nachruf

Wolfgang Böhmer - Vom Frauenarzt zum Landesvater

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Zu hohe Drehzahl: Hochtouriges Fahren überhitzt bekanntlich den Motor und beschleunigt den Reifenabrieb. Genauso kann zu viel L-Thyroxin, speziell bei Älteren, nicht nur Herz und Kreislauf überlasten, sondern auch die Knochen schwächen.

© Michaela Illian

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr