Westfalen-Lippe

IKK classic lässt Hausarztvertrag sterben

Die Kasse verlängert den Hausarztvertrag mit der KV nicht. Dort wirft man der IKK classic vor, nur noch die Kosten im Blick zu haben. Es gehe um einheitliche Angebote, erwidert die Kasse.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Stoppschild für den 73b-Vertrag: Die Verärgerung bei Ärzten in Westfalen-Lippe ist groß.

Stoppschild für den 73b-Vertrag: Die Verärgerung bei Ärzten in Westfalen-Lippe ist groß.

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KÖLN. Enttäuschung bei der KV Westfalen-Lippe (KVWL): Weil die IKK classic den gemeinsamen Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung nicht verlängern will, läuft die für die beteiligten Ärzte lukrative Vereinbarung zum 30. September 2013 aus.

Sie war damit nur drei Jahre in Kraft. Die KVWL hatte den Vertrag 2010 mit der Vereinigten IKK geschlossen, die im Jahr 2011 mit der IKK classic fusionierte.

"Bei Vertragsabschluss wollten beide Parteien die Betreuung und Versorgung der Versicherten noch langfristig und nachhaltig verbessern", sagt der 2. KVWL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nordmann. Bei der IKK classic hätten sich offensichtlich die Gewichte verschoben.

Vergeblich Gespräch gesucht

Der Kostenaspekt hat nach seiner Einschätzung bei dem Aus für den Hausarztvertrag eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Der Grundsatz "so billig wie möglich" bestimme das Handeln, glaubt er.

Der durchschnittliche Fallwert ohne DMP beträgt für die beteiligten Hausärzte 65 Euro, verglichen mit 51 Euro im Kollektivvertrag. Bei Ausschöpfung aller Leistungen können die Ärzte bis zu 80 Euro erreichen.

Nordmann ärgert sich besonders darüber, dass die KV seit Mai vergeblich ein Gespräch über eine Verlängerung des Vertrags gesucht hatte. Die IKK classic habe aber nicht auf die Anfragen reagiert.

Jetzt ist kurzfristig eine Runde mit Vertretern beider Vertragspartner zusammengekommen, in der die Kasse dann die Absicht mitgeteilt hat, die Vereinbarung auslaufen zu lassen. "Das war ein kühles, unerfreuliches Gespräch", berichtet er.

An der Vereinbarung nehmen rund 20.000 Versicherte der IKK classic und rund 500 Ärzte teil. An einem fast identischen Vertrag der Kasse mit dem Hausärzteverband beteiligten sich rund 1400 Ärzte.

Strategische Gründe

Die IKK classic führt vor allem strategische Gründe für die Entscheidung gegen den Vertrag an. Die inzwischen sechstgrößte deutsche Kasse ist aus mehreren Fusionen hervorgegangen.

Die beteiligten Kassen hätten unterschiedliche Verträge eingebracht, sagt Sprecher Michael Förstermann. "Als bundesweite Kasse müssen wir ein einheitliches Vertragsangebot schaffen."

Es sei klar, dass die Kündigung von Verträgen, die nicht auf Westfalen-Lippe beschränkt ist, nicht unbedingt auf Verständnis stoße.

"Wir bemühen uns um einen Konsens mit den Vertragspartnern", so Förstermann. Das sei aber nicht immer möglich. Die Verzögerung der Gespräche mit der KVWL seien personell bedingt gewesen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Einfach unberechenbar

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