Berlin

Impfstelle für Flüchtlinge soll Masern-Welle eindämmen

15.000 Asylsuchende muss Berlin in diesem Jahr voraussichtlich noch aufnehmen. Bislang werden die Flüchtlinge nicht geimpft - Senat und Bezirke schieben die Verantwortung dafür hin und her. Eine zentrale Impfstelle lässt noch auf sich warten.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Menschen warten vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin. Dort ist die zentrale Impfstelle für Flüchtlinge geplant.

Menschen warten vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin. Dort ist die zentrale Impfstelle für Flüchtlinge geplant.

© Felix Zahn / dpa

BERLIN. Eine zentrale Impfstelle für Flüchtlinge soll in Berlin so schnell wie möglich die Arbeit aufnehmen. Ziel ist es auch, die Zahl der Masernneuerkrankungen einzudämmen.

Bislang werden in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin keine Schutzimpfungen bei den ankommenden Flüchtlingen vorgenommen. Grund dafür ist nach Auskunft des Gesundheitssenats, dass "die Verantwortung für das Impfgeschehen" bei den Stadtbezirken liegt.

Zwar sind die Behörden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz verpflichtet, die empfohlenen Schutzimpfungen zu veranlassen.

Kritik vom Flüchtlingsrat

Diese Vorgaben würden in Berlin jedoch nicht umgesetzt, kritisierte der Flüchtlingsrat Berlin, der unter anderem wiederholt bemängelte, dass die Asylsuchenden oft lange auf einen Krankenschein für die ärztliche Behandlung warten müssen. Die Masernepidemie in der Hauptstadt könnte durch die Nachlässigkeiten bei den Impfungen mit begünstigt worden sein.

Mit einer zentralen Impfstelle hofft das Land nun, die gesetzlichen Verpflichtungen besser umsetzen zu können. Die Vorbereitungen laufen "mit Hochdruck", teilte die Pressestelle der Gesundheitssenatsverwaltung mit.

Auf dem Gelände des Gesundheitszentrums Moabit in der Turmstraße sollen so bald wie möglich die Asylbewerber geimpft werden. Berlin rechnet in diesem Jahr damit, insgesamt 15.000 Flüchtlinge aufnehmen zu müssen.

Geplant ist, die Durchführung der Impfungen und Impfstoffbeschaffungen an Dritte zu vergeben. Wegen der großen Zahl der täglich eintreffenden Flüchtlinge "und der weiterhin anhaltenden Neuerkrankungen an Masern" soll nun aber nicht das zeitintensive europaweite Ausschreibungsverfahren abgewartet, sondern schon vorher übergangsweise mit anderen Auftragnehmern eine vorläufige Impfstelle eingerichtet werden.

Angebote werden derzeit geprüft, sodass "möglichst zeitnah" mit dem "Impfgeschehen" begonnen werden kann. Täglich, so die Schätzungen, werden wohl 70 bis 100 Impfungen in der Zeit von acht Uhr bis 18 Uhr nötig sein. Geplant sind die Standardimpfungen MMR, MMRV und bei Säuglingen die Sechsfachimpfung.

Monatelange Wartezeit auf Tuberkuloseimpfung

In Kritik geraten war das Land auch wegen der oft monatelangen Wartezeiten auf eine Tuberkuloseuntersuchung, die bei Aufnahme in Gemeinschaftseinrichtungen nach dem Infektionsschutzgesetz vorgeschrieben ist.

Wegen des hohen Zustroms von Asylsuchenden und Flüchtlingen sei eine "zeitnahe Diagnostik" nicht mehr möglich gewesen, so die Senatsverwaltung. Das Land hat deshalb mit verschiedenen Krankenhäusern Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen, die bei der TBC-Diagnostik Unterstützung leisten.

Zudem parkt nun einmal im Monat für eine Woche eine mobile Röntgeneinheit in der Nähe der Zentralen Aufnahmeeinrichtung. Ab Juli soll dem Land dann dauerhaft ein solcher Röntgenbus zur Verfügung stehen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hilfe, die auch entlastet

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 23.06.201522:01 Uhr

Seuchen-Prävention

Wo so viele Menschen aus gesundheitlich unterversorgten Ländern zu uns als Migranten oder auch als "Flüchtlinge" kommen, die Erstuntersuchung auf meldepflichtige Krankheiten lange unterbleibt, ist für die Einheimischen und Gastgeber besorgniserregend.
Schließlich senden die überforderten Sozialbehörden die potentiell Ansteckungsverdächtigen aus klassischen TB-Epidemieländern oft schon nach kurzer Zeit in sog. dezentrale Unterkünfte mit weitgehender öffentlicher Bewegungsfreiheit und zahlreichen Köntaktmöglichkeiten.
Hat jemand von den fürsorglichen Flüchtlingshelfern und guides in´s deutsche Sozialsystem in den Erstaufnahme-Lagern jemals einen Flyer über unerwünschtes Spucken auf den Gehweg den zumeist Bildungsfernen ausgehändigt?
Erst die Masernwelle in Berlin hat auf das akute Problem aufmerksam gemacht. Das zeigt wieder einmal, daß zwar die rasche Erlangung der kostenlosen Gesundheitskarte von den Migranten erwünscht ist, es an Verständnis für die Sorgen der Authochtonen aber mangelt.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren