Umfrage zeigt

Interesse am Pflege-Bahr steigt

Pro Arbeitstag werden durchschnittlich 1600 geförderte Verträge neu abgeschlossen. Doch die Zahlen bleiben noch weit hinter den politischen Erwartungen zurück.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit den Versicherungsangeboten zum Pflege-Bahr.

Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit den Versicherungsangeboten zum Pflege-Bahr.

© detailblick / fotolia.com

KÖLN. Das Interesse der Verbraucher am Abschluss von geförderten Pflegezusatzversicherungen wächst. Nach einer Umfrage des Verbands der privaten Krankenversicherung hatte die Branche Ende Oktober dieses Jahres 270.000 Pflege-Bahr-Policen im Bestand.

Hinzu kommen 62.600 Verträge, für die noch keine Beiträge fließen. Bei der letzten Erhebung Ende Mai kam die PKV auf 125.000 geförderte Verträge.

Bislang bieten rund 25 Versicherer Pflege-Bahr-Policen an. Sie repräsentieren über 80 Prozent des PKV-Marktes.

Nach den Verbandszahlen schließen Kunden inzwischen pro Arbeitstag 1600 geförderte Verträge ab.

Zum Vergleich: Im Januar waren es 240, im Juni 1000. Zu den nicht geförderten privaten Pflegezusatzversicherungen liegen dem Verband keine aktuellen Zahlen vor. Ende 2012 lag ihre Zahl bei 2,2 Millionen.

Bald eine Million Verträge

"Angesichts der stark steigenden Nachfrage rechnen wir damit, dass die geförderte Pflegezusatzversicherung im nächsten Jahr die stolze Marke von einer Million Verträgen erreichen wird", sagt PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach.

Er sieht in den Zahlen einen Beleg dafür, dass die Menschen zusehends den Bedarf einer zusätzlichen, kapitalgedeckten Vorsorge erkennen, weil die gesetzliche Pflegeversicherung immer nur einen ‚Teilkasko-Schutz bieten können. Dasselbe gilt für die private Pflegepflichtversicherung.

Die derzeitige Freude der Branche über die Entwicklung beim Pflege-Bahr lässt allerdings außer Acht, dass die Politik bei der Konzeption der geförderten Policen ganz andere Dimensionen im Blick hatte.

CDU/CSU und FDP hatten als Begründung für ihre Gesetzesinitiative noch 1,5 Millionen Abschlüsse bis Ende 2013 als Ziel genannt.

Kritische Verbraucherschützer

Verbraucherschützer sehen die Pflege-Bahr-Angebote nach wie vor kritisch. Wegen des Annahmezwangs und des Verzichts auf Risikozuschläge sind die Tarife vor allem für Versicherte mit Vorerkrankungen interessant. Sie gehen deshalb davon aus, dass auf die Dauer starke Beitragserhöhungen drohen.

Außerdem halten Kritiker die finanziellen Leistungen der geförderten Angebote für zu gering. Zu diesem Schluss war auch die Stiftung Warentest gekommen.

Nach den Zahlen des PKV-Verbands vom Mai 2013 interessieren sich vor allem jüngere Leute im Alter von 25 bis 35 Jahren für die geförderten Policen.

Auf diese Altersgruppe entfällt danach ein Anteil von fast 40 Prozent. 56 Prozent der Versicherten, die eine Pflege-Bahr-Police kaufen, sind jünger als 50 Jahre.

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