Kliniken

Kassen wollen für schlechte Qualität nicht mehr zahlen

Verschiedene Welten wurden beim Neubiberger Krankenhausforum offenbar: Die einen sehen Handlungsbedarf, die anderen verweisen auf Erfolge.

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MÜNCHEN. Leistungen, die von einem Krankenhaus über eine längere Zeit in schlechter Qualität erbracht werden, sollten künftig nicht mehr bezahlt werden. Das hat der Leiter der bayerischen vdek-Landesvertretung Dr. Ralf Langejürgen beim 23. Neubiberger Krankenhausforum gefordert.

Schlechte Behandlungsqualität werde derzeit noch nicht einmal sanktioniert, so Langejürgen. Vorschläge aus den Reihen der großen Koalition, schlechte Qualität mit einem Abschlag zu bestrafen, seien nicht ausreichend.

Stattdessen sollten Leistungen, die dauerhaft und nachweisbar in schlechter Qualität erbracht werden, vollständig von der Versorgung ausgeschlossen werden. Darunter sollten auch medizinisch nicht indizierte Behandlungen fallen, so Langejürgen.

Seit der Einführung der DRGs vor mehr als zehn Jahren habe es keine umfassende Krankenhausreform mehr gegeben, so Langejürgen. "Es gibt einen Reformstau, der Handlungsbedarf ist unübersehbar", sagte der Kassenfunktionär. Eines der größten Probleme sei die Flucht in die Menge und damit verbunden ein Qualitätsgefälle in den Krankenhäusern.

So gebe es bei Operationen große Spannweiten zwischen den schlechtesten und den besten Krankenhäusern. Das Risiko, eine Wundinfektion nach einer Hüft-Endoprothesen-Erstimplantation zu bekommen, liege in vielen Krankenhäusern bei Null, während in einem "schlechten Krankenhaus" bis zu fünf Prozent aller Patienten betroffen sind, erklärte Langejürgen.

Und bei Eingriffen an den Eierstöcken könnten die besten Kliniken das Organ fast immer erhalten, während den schlechtesten das nur in 70 Prozent der Fälle gelinge.

Die Kliniken engagierten sich schon seit Langem für eine hohe Qualität, betonte demgegenüber der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft Siegfried Hasenbein.

Bereits seit vielen Jahren würden Behandlungsverfahren und -ergebnisse von externen und neutralen Experten überprüft. Inzwischen seien 31 Leistungsbereiche in die externe Qualitätssicherung eingeschlossen, und es würden die Ergebnisse von über 400 Qualitätsindikatoren erhoben und ausgewertet.

"Wir haben riesige Fortschritte gemacht", sagte Hasenbein. Gleichwohl sei Qualitätssicherung eine Daueraufgabe, für die sich Krankenhäuser auch im eigenen Interesse engagieren.

Darüber hinaus gebe es mehrere Zertifizierungsverfahren von Fachgesellschaften für die Behandlung bestimmter Erkrankungen wie etwa Brustkrebs oder Darmkrebs. Und auch der GBA schreibe in einigen Bereichen Anforderungen an die Struktur- und Prozessqualität vor, die die Krankenhäuser erfüllen müssen. (sto)

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