Aufruf der Fachöffentlichkeit

Klimakrise und Umweltschäden: WHO soll globalen Gesundheitsnotstand ausrufen

Mehr als 200 wissenschaftliche Fachjournale fordern: Internationale Konferenzen sollen den Verlust der Biodiversität und die Erderwärmung auf die Tagesordnung setzen. Entwicklungsfortschritte gelten als massiv gefährdet.

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Landschaft mit ausgetrockneter Erde.

Wo die Erde austrocknet, kann nichts wachsen: Wissenschaftler mahnen, die Klimakrise und den Verlust der Artenvielfalt als Gesundheitskrise zu werten.

© NirutiStock / Getty Images / iStock

Genf/Berlin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die Klima- und Naturkrise nach Auffassung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt zum Gesundheitsnotstand erklären. Mehr als 200 wissenschaftliche Fachjournale veröffentlichten gleichzeitig einen Aufruf, dies noch vor der nächsten Weltgesundheitsversammlung im Frühjahr 2024 zu tun. Dazu gehören renommierte Magazine wie „The Lancet“ und „The British Medical Journal“ („BMJ“).

Es sei ein gefährlicher Fehler, die Klima- und die Naturkrise separat zu betrachten, heißt es in dem Aufruf. „Die Klimakrise und der Verlust der biologischen Vielfalt schädigen beide die menschliche Gesundheit, und sie sind miteinander verknüpft“, teilte „BMJ“-Chefredakteur Kamran Abbasi mit. „Deshalb müssen wir sie gemeinsam betrachten und einen globalen Gesundheitsnotstand ausrufen. „Gesundheitsexperten (...) kommt eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, diese wichtige Botschaft zu vermitteln und sich dafür einzusetzen, dass die Politiker den globalen Gesundheitsnotstand erkennen und dringend Maßnahmen ergreifen.“

Warnung vor massiven Auswirkungen

Bereits beim Weltgesundheitsgipfel Mitte des Monats in Berlin hatten Fachleute vor den massiven Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Weltbevölkerung gewarnt. „Der Klimawandel wird Jahrzehnte von Fortschritten in der Gesundheitspolitik zunichtemachen“, sagte der für den globalen Süden zuständige Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, der Jordanier Mazen Malkawi.

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Der Klimawandel trage unter anderem mit steigenden Temperaturen und Extremwetter zur Ausbreitung ansteckender Krankheiten bei, argumentieren die Verfasser des Aufrufs. Umweltverschmutzung schade Trinkwasserquellen, wegen der Versauerung der Meere würden Fische für den Verzehr rarer. Der Rückgang der Artenvielfalt mache es schwerer, die Menschheit gesund zu ernähren. Mehr Siedlungs- und Agrarbau sowie das Vordringen in vorher naturbelassene Gebiete bringe die Menschen enger in Kontakt mit zehntausenden Arten. Damit wachse die Gefahr, dass Krankheiten oder Parasiten auf den Menschen übergehen.

Höchste Alarmstufe der WHO – unverbindlich

Einen Gesundheitsnotstand auszurufen ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Sie tat dies beispielsweise bei der Corona-Pandemie. Damit sind alle Mitgliedsländer aufgefordert, Informationen auszutauschen und alles zu tun, um das betreffende Problem in den Griff zu bekommen. Konkrete Auswirkungen hat das Ausrufen eines Notstands nicht. Die WHO kann keinem Land Vorschriften über Maßnahmen machen. Darüber entscheiden die Länder jeweils für sich. Erst im Mai diesen Jahres hat die WHO den Notstand in Folge der Corona-Pandemie beendet.

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Politiker müssten die Augen öffnen für die Bedrohung der Gesundheit durch die Klima- und die Naturkrise, heißt es in dem aktuellen Aufruf weiter. Sie müssten sich klarmachen, wie viel eine Beseitigung der Krisen zur öffentlichen Gesundheit beitragen könne.

Die bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen, aber auch auf ihre ärztliche und pflegerische Versorgung werden bei der bevorstehenden Weltklimakonferenz vom 30.November bis 12. Dezember in Dubai eine herausragende Rolle spielen. (dpa/af)

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