Koalition will Reformpaket gegen drohenden Ärztemangel schnüren

Die Koalition will dem drohenden Ärztemangel begegnen. Überlegt wird auch, die Mengensteuerung in unterversorgten Regionen auszusetzen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
"Angst junger Ärzte vor dem Regress abbauen": BMG-Staatssekretär Daniel Bahr.

"Angst junger Ärzte vor dem Regress abbauen": BMG-Staatssekretär Daniel Bahr.

© Ina Peek / imago

BERLIN. Mit einem umfangreichen Reformpaket schon im nächsten Jahr will die Bundesregierung dem drohenden Ärztemangel vorbeugen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Daniel Bahr (FDP) sprach auf der Veranstaltung "AOK im Dialog" am Mittwoch in Berlin von einem "Potpourri von Maßnahmen", mit dem die Attraktivität des Arztberufes gesteigert und möglichen Engpässen in der Versorgung vor allem im ländlichen Raum begegnet werden solle.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) müssen in den kommenden fünf Jahren rund 61 000 Ärzte im niedergelassenen Bereich altersbedingt ersetzt werden. Auch in Kliniken fehlt es an Medizinern. Einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft zufolge können derzeit rund 5500 Vollzeitstellen im Ärztlichen Dienst der bundesweit rund 2100 Kliniken nicht besetzt werden.

Die Koalition wolle jungen Medizinern mehr Anreize bieten, sich als Hausarzt in unterversorgten ländlichen Regionen niederzulassen, kündigte Bahr an. Viele junge Ärzte hegten diesen Wunsch zwar, hätten aber Angst davor, bei einer Niederlassung auf dem Land zu "Leidtragenden" der Reglementierung durch Mengensteuerung zu werden und in Regress zu geraten.

Mit dem von Union und FDP aufgelegten Arzneimittelgesetz (AMNOG) mache die Koalition "einen ersten Schritt", um solche Ängste abzubauen. Der verschreibende Arzt werde von der Verantwortung für den Preis eines Arzneimittels entbunden. Denkbar sei, die Mengensteuerung für bestimmte unterversorgte Regionen ganz auszusetzen. "Damit können wir denen, die sich dort niederlassen, eine verlässliche Perspektive geben."

Der Vorstand des AOK-Bundesverbands, Herbert Reichelt, forderte für die Krankenkassen die Möglichkeit von Direktverträgen, um die ambulante Versorgung vor Ort sektorübergreifend sicherstellen zu können. Mit der derzeitigen Bedarfsplanung könne Überversorgung in Ballungszentren und drohende Unterversorgung auf dem Land nicht verhindert werden.

Das Zulassungsprinzip im Kollektivvertragssystem sei "zu starr, um regional unterschiedliche Anforderungen umzusetzen", kritisierte Reichelt. Auch KBV-Vorstand Dr. Andreas Köhler plädierte für eine modernere Bedarfsplanung. Diese müsse nach Lesart der Kassenärzte wie folgt aussehen: "Wir analysieren kleinräumig den Versorgungsbedarf der Bevölkerung und leiten daraus ab, wo wir welche Ärzte brauchen."

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