Darmkrebsmonat März
„Koloskopie ist eine Erfolgsgeschichte“
Die Stiftung LebensBlicke betont zum Auftakt ihrer jährlichen Aufklärungskampagne die wichtige Rolle von Vorsorgeuntersuchungen. Die Digitalisierung in der Diagnostik schreitet schnell voran.
Veröffentlicht:Ludwigshafen/Rhein. Die Stiftung LebensBlicke erneuerte zum Auftakt der Kampagne für den Darmkrebsmonat März ihren Appell, auch während der Corona-Pandemie Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen: „Nicht nur Schutzmaßnahmen vor Corona, auch Vorsorge rettet Leben“, betonte Professor Jürgen Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, in einer digitalen Pressekonferenz am Donnerstag.
Die Pandemie hatte in den vergangenen Monaten zu einem massiven Einbruch bei der Inanspruchnahme der Früherkennungskoloskopien geführt. Immerhin: „Die Bereitschaft der Patienten zur Vorsorge nimmt derzeit wieder zu“, so Riemann.
„Die Koloskopie ist eine Erfolgsgeschichte“
Rund 500.000 Krebsneuerkrankungen würden jährlich diagnostiziert, die am weitesten verbreitete Krebsart ist bei Frauen der Brustkrebs, gefolgt vom Darmkrebs. Bei den Männern rangiere der Darmkrebs auf Platz 3. Dennoch liege die Bereitschaft, eine Früherkennungskoloskopie in Anspruch zu nehmen, bei gerade mal zwei Prozent pro Jahr.
„Die Koloskopie ist eine Erfolgsgeschichte: Etwa 200.000 Erkrankungen konnten damit in den letzten Jahren verhindert werden“, sagte Riemann. Um das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, zu minimieren, seien auch Bewegung und gesunde Ernährung entscheidend.
Wie sich Darmkrebs mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Endoskopie erkennen lässt, soll eine Studie zeigen, an der die Stiftung beteiligt ist. Die Ergebnisse sollen in den kommenden Monaten präsentiert werden. Bei einem Workshop Ende vergangenen Jahres hatte sich die Stiftung bereits mit den Vorteilen digitaler Einladungsschreiben und Recall-Listen an die Versicherten befasst.
Anonyme Vorsorge für Stadtmitarbeiter in Ludwigshafen
Schirmherrin des Darmkrebsmonats März ist in diesem Jahr die ehemalige Schwimmolympiasiegerin Kristin Otto. Ihr sei es aus eigener Erfahrung ein „Riesen-Anliegen“ auf die Vorsorge aufmerksam zu machen. Die Zahl von 25.000 Darmkrebstoten pro Jahr könne dadurch deutlich reduziert werden. „Bleibt man aktiv, kann das Darmkrebsrisiko um 40 Prozent senken“, sagt die Sportjournalistin.Jutta Steinruck, Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, hatte bereits im Jahr seit 2018 allen Mitarbeitern der Stadt die Möglichkeit gegeben, sich anonym an einer Darmkrebsvorsorge zu beteiligen. Bei mehr als 500 Teilnehmern seien in 17 Fällen positive Fälle erkannt worden. „Diese Aktion werden wir im nächsten Jahr wiederholen“, kündigte die Oberbürgermeisterin an.
Wie es um die Digitalisierung in der Endoskopie bestellt ist, berichtete Professor Christoph Eisenbach, Gastroenterologe der Klinik Weinheim. Jede Klinik oder Praxis hätte mittlerweile ihre eigene Datenbank, in der Befunde abgelegt würden, betonte er. Ein nationales Befundregister existiere aber noch nicht. Dennoch: „Ich gehe davon aus, dass die automatisierte Polypenerkennung bald Standard ist.“ Schon heute gebe es erste Möglichkeiten, mithilfe digitaler Lösungen Polypen in Echtzeit zu qualifizieren. „Die Trefferquote ist dabei verblüffend“, sagte er.
Preise für zwei Forschergruppen
Die Stiftung LebensBlicke nutzte die Veranstaltung, um die diesjährigen Träger des Darmkrebs-Präventionspreises vorzustellen. Wie berichtet, werden diesmal zwei Forschergruppen ausgezeichnet. Privatdozent Michael Hoffmeister und Dr. Prudence Carr vom DKFZ Heidelberg haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich das individuelle Risiko ermitteln lässt, an Darmkrebs zu erkranken.
Ihr Fazit: Ein gesunder Lebensstil und die Vorsorge durch Koloskopie können das Risiko deutlich senken – selbst bei genetischer Veranlagung. So liege beispielsweise das Risiko eines 50-jährigen Mannes mit erhöhtem genetischen Risiko, unvorteilhaftem Lebensstil und fehlender Vorsorgeuntersuchungen bei 13,4 Prozent. Bei gutem Lebensstil und regelmäßiger Koloskopie lasse sich das Risiko auf 2,6 Prozent senken.
Zweiter Preisträger ist Dr. Jakob Nikolas Kather vom Universitätsklinikum Aachen. Er zeigte auf, wie Patienten mit Lynch-Syndrom, bei denen Defekte der DNA-Reparatur familiär auftreten und die daher häufig schon in jüngerem Alter an Krebs erkranken, von einem Test auf Mikrosatelliten-instabilen (MSI) Darmtumoren profitierten.
Das funktioniere mit KI unkompliziert und günstig. Je nach Befund sollten dann auch Familienangehörige gescreent werden können. Der Preis ist mit insgesamt 5000 Euro dotiert.