Kooperationen von GKV und PKV enden oft in Frust

Schnell einen Privatversicherer ins Boot holen - das war 2004 die Maxime vieler gesetzlicher Kassen. Doch diese Vertriebskooperationen haben sich selten bewährt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
GKV und PKV: Passen sie zusammen?

GKV und PKV: Passen sie zusammen?

© Nikolai Sorokin / fotolia.com

KÖLN. Bei der Zusammenarbeit zwischen gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherern werden strategische Gesichtspunkte wie ein gemeinsames Leistungsmanagement künftig eine stärkere Rolle spielen. Mit der reinen Vertriebskooperation für Zusatzversicherungen, wie sie heute noch den Markt dominiert, sind viele Kassen inzwischen unzufrieden.

Das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Steria Mummert Consulting unter 45 Krankenkassen. Teilgenommen haben große, mittlere und kleine Kassen. "Wir haben einen guten repräsentativen Durchschnitt", sagt Herbert Oberländer, Senior Executive Manager bei Steria Mummert, der "Ärzte Zeitung".

Seit 2004 können die Kassen mit Privatversicherern kooperieren. Die Befragung hat gezeigt, dass nur knapp ein Drittel der Kassen voll zufrieden sind mit der Zusammenarbeit mit einem oder mehreren PKV-Unternehmen. Bei 60 Prozent sind die Erwartungen nicht erfüllt worden - von ihnen denken mindestens 21 Prozent über einen Wechsel des Partners nach.

Oberländer hat eine Erklärung für die große Unzufriedenheit: Viele Kassen hätten ab 2004 schnell eine Partnerschaft abschließen wollen, um die Entwicklung am Markt nicht zu verpassen und ihren Versicherten ein Angebot bei Zusatzversicherungen machen zu können. Die Frage, ob man überhaupt zusammenpasst, sei dabei in den Hintergrund gerückt. "Die meisten haben sich den Kooperationen nicht strategisch genähert."

Heute sehe das anders aus, sagt er. Jetzt suchen die Kassen nach einem Partner, der auch vom Image und vom Qualitätsanspruch her zu ihnen passt. Dasselbe gelte auch für die privaten Versicherer. "Die Kassen bewerten das Image des privaten Partners höher als seine Größe."

Für die GKV-Anbieter gewinne auch die Frage an Bedeutung, ob der Privatversicherer bereit ist, spezielle Produkte für die jeweilige Kasse zu entwickeln, berichtet Oberländer. So bestehe bei vielen Kassen ein Interesse an Familienversicherungen, denen die PKV aber sehr skeptisch gegenüberstehe.

Unzufrieden sind nach der Untersuchung insbesondere die Kassen, die eine reine Vertriebskooperation mit einem PKV-Unternehmen eingegangen sind. Kooperationen, die darüber hinaus gehen und weitere Bereiche erfassen, werden von den Beteiligten in der Regel als erfolgreicher empfunden. Beispiele dafür seien die Kooperationen von Barmer GEK und HUK-Coburg, DAK und Hanse Merkur, HKK und LVM sowie mhplus und Süddeutsche Krankenversicherung und - als Sonderweg - die KKH Allianz.

Bei diesen Partnerschaften gebe es häufig das Ziel, den Versicherten langfristig ein gemeinsames Leistungs- und Versorgungsmanagement anbieten zu können. Einer engeren Zusammenarbeit sind im Moment noch rechtliche Grenzen gesetzt. "Einige Partner werden dieses Thema vorantreiben", prognostiziert Oberländer.

Grundsätzlich könne eine Partnerschaft nur dann erfolgreich sein, wenn beide Seiten respektvoll miteinander umgehen, sagt Oberländer.Die Befragung habe aber gezeigt, dass viele Kassen der PKV nach wie vor skeptisch gegenüberstehen und sich von den Privaten nicht ernst genommen fühlen. "Ein wichtiges Thema ist auch der Bestandsschutz bei den freiwillig Versicherten", berichtet er.

Die Furcht der Kassen, die Privaten könnten ihnen Versicherte abspenstig machen, sei immer wieder ein Grund für Konflikte.

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