COVID-19-Verdacht

Laborärzte skeptisch gegenüber Verkürzung der Quarantäne

Die Inkubationszeit bei COVID-19 betrage 14 Tage, betont die wissenschaftliche Fachgesellschaft DGKL. Minister Spahn will über zehn Tage verhandeln.

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Berlin. In der Debatte um die Verkürzung von Quarantäne- und Isolierungszeiten haben sich Laborärzte zu Wort gemeldet. „Die Diskussion um eine Verkürzung der Quarantäne- und Isolationszeit muss sich an wissenschaftlichen Daten und Fakten orientieren, forderten Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) am Montag.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitag angekündigt, mit den Ländern über eine Absenkung der Quarantänepflicht von 14 auf zehn Tage zu verhandeln zu wollen. Die DGKL ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft und zählt eigenen Angaben zufolge rund 1100 Mitglieder.

Inkubationszeit zwei Wochen

Die 14-tägige Quarantäne bei einem vermeintlichen oder nachgewiesenen Kontakt mit Infizierten gründe auf der Inkubationszeit von COVID-19 von bis zu 14 Tagen. An dieser Zeitspanne habe sich in jüngerer Zeit nichts geändert, heißt es in einer Pressemitteilung der DGKL dazu. Da in den meisten Fällen die Symptome innerhalb von zehn Tagen aufträte, könne man „höchstens über eine modifizierte Reduktion der Quarantänezeiten nachdenken“.

Anders verhalte es sich bei der Isolierung von tatsächlich infizierten Menschen. „Hier wissen wir, dass es nur ein schmales Fenster der Virusausscheidung und –übertragung gibt“, heißt es bei der DGKL. Über die Verkürzung der Isolierungszeiten von bislang zehn Tagen könne man weiter nachdenken. Der Charité-Virologe Professor Christian Drosten hatte zuvor eine Verkürzung der Isolierungszeiten auf fünf Tage ins Spiel gebracht. Mit diesem Vorschlag gehe er allerdings „bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie“, sagte Drosten.

Mehr Tests in kürzeren Abständen

Die Laborärzte betonen nun, dass die Betroffenen im Falle von verkürzten Quarantäne- und Isolierungszeiten in engerem zeitlichen Abstand getestet werden müssten. Wegen des Risikos einer zusätzlichen Grippewelle müssten zudem Testkapazitäten ausgebaut werden.

Der Vorstand des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) und der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL hatten dagegen in der Vorwoche gefordert, angesichts knapper werdender Testmaterialien und –reagenzien gezielter zu testen. (af)

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