COVID-19

Langzeitarbeitslose müssen wegen Corona häufiger in die Klinik

Studie der AOK Rheinland-Hamburg macht die soziale Dimension von COVID-19 erkennbar: Wer arbeitslos ist und erkrankt, braucht öfter stationäre Behandlung.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Langzeitarbeitslos in der Corona-Zeit? Statistisch gesehen ein Problem: ALG II-Empfänger haben laut Analyse ein 84 Prozent höheres Hospitalisierungsrisiko wegen des Virus.

Langzeitarbeitslos in der Corona-Zeit? Statistisch gesehen ein Problem: ALG II-Empfänger haben laut Analyse ein 84 Prozent höheres Hospitalisierungsrisiko wegen des Virus.

© ParinPIX / stock.adobe.com

Düsseldorf. Arbeitslose werden bei einer COVID-19-Erkrankung deutlich häufiger stationär behandelt als Erwerbstätige. Das zeigt eine Analyse der AOK Rheinland/Hamburg und des Instituts für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Sie hatten die Daten von mehr als 1,3 Millionen Versicherten der Krankenkasse aus dem Zeitraum Anfang Januar bis Anfang Juni 2020 ausgewertet. Danach hatten die Bezieher von Arbeitslosengeld II ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko für einen Corona-bedingten Krankenhausaufenthalt. Bei Empfängern von Arbeitslosengeld I war das Risiko um 17,5 Prozent höher. Die Daten sind nach Alter und Geschlecht adjustiert, nicht aber nach der Morbidität der Versicherten.

Ob sie zunächst ambulant versorgt wurden oder direkt ins Krankenhaus gegangen sind, ist in der Untersuchung ebenfalls nicht erhoben worden.

Gesundheitliche Vorbelastung wird untersucht

„Wenn insbesondere Langzeitarbeitslose ein höheres Risiko haben, mit COVID-19 im Krankenhaus behandelt zu werden, könnte es daran liegen, dass sie oft gesundheitlich vorbelastet sind“, sagt Professor Nico Dragano vom Institut für Medizinische Soziologie. Das müsse in weitergehenden Analysen geklärt werden. Die AOK Rheinland/Hamburg und das Institut planen weitere Untersuchungen zur sozialen Dimension der Pandemie.

Auch in der Pandemie zeige sich, dass soziale Unterschiede die Gesundheitschancen beträchtlich beeinflussen, sagt der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg Günter Wältermann. „Doch die gesundheitliche Verfassung sollte nicht vom sozialen Status abhängen.“

Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen nach Einschätzung der Kasse den großen Handlungsbedarf. Sie fordert mehr niederschwellige Angebote, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern. Die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sei auch in anderen Bereichen bei Beziehern von Arbeitslosengeld II deutlich niedriger, zum Beispiel bei Hebammen. Die AOK Rheinland/Hamburg macht sich zudem für eine Stärkung der Gesundheitskompetenz stark.

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