Lauterbach / Wieler

Affenpocken: Quarantäne von 21 Tagen empfohlen

Die Bundesregierung hat 40.000 Dosen des Pockenimpfstoffs Imvanex bestellt, um die Bevölkerung vor Affenpocken-Infektionen schützen zu können. Gesundheitsminister Lauterbach warnt aber vor Hysterie.

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Die Affenpocken lassen sich noch eindämmen, zeigten sich Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt (links), RKI-Chef Prof. Lothar Wieler und Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach überzeugt.

Die Affenpocken lassen sich noch eindämmen, zeigten sich Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt (v.l.), RKI-Chef Professor Lothar Wieler und Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach überzeugt.

© Alexander Joppich

Bremen. Die ersten Fälle von Infektionen mit Affenpocken in Deutschland verunsichern zunehmend die Öffentlichkeit. „Das ist nicht der Beginn einer neuen Pandemie“, sagte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag bei einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Ärztetags in Bremen.

Das bedeute nicht, dass man das Virus nicht ernst nehmen sollte. Mit den entsprechenden Maßnahmen ließen sich die Ausbrüche aber eindämmen, bevor sie endemisch würden, zeigte er sich überzeugt. „Wir haben noch sehr gute Chancen, diesen Erreger nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa zu stoppen.“

BMG und RKI empfehlen Quarantäne von 21 Tagen

Damit dies gelingt, haben das Gesundheitsministerium und das Robert Koch-Institut (RKI) ein Maßnahmenpaket geschnürt. Es gebe die Empfehlung, dass sich sowohl mit dem Virus infizierte Personen wie auch ihre Kontaktpersonen für 21 Tage in Quarantäne begeben sollen.

Der Zeitraum ergebe sich aus der Inkubationszeit, berichtete RKI-Präsident Professor Lothar Wieler, diese liege bei fünf bis 21 Tagen. Zusätzlich habe die Regierung den in den USA zugelassenen Pockenimpfstoff Imvanex bestellt, so Lauterbach. Sein Ministerium habe alles vorbereitet, dass dieser auch unmittelbar in Deutschland eingesetzt werden könne. Ein Kontingent von bis zu 40.000 Dosen sei möglich.

Diese sollen zunächst aber nur für eventuell notwendige Ringimpfungen von Infizierten und ihren Kontaktpersonen eingesetzt werden – dies auch nur als Empfehlung. So könnten etwa immunsupprimierte Patienten, die mit einer mit dem Affenpockenvirus infizierten Person zusammenleben, besser geschützt werden.

Die Bundesärztekammer unterstütze die Maßnahmen, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. „Ich würde das genau so auch empfehlen.“ Die große Herausforderung in der Versorgung stellt für ihn die lange Inkubationszeit dar, aber die Ärztinnen und Ärzte seien sensibilisiert.

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Stigmatisierung fehl am Platz

Aktuell beträfen die Infektionen zwar hauptsächlich Männer, die mit Männern Sex haben, Lauterbach warnte aber vor einer Stigmatisierung. „Wir müssen Risikogruppen gezielt und ohne Vorurteile ansprechen.“ Aus West- und Zentralafrika wisse man aber, dass sich auch Kinder infizierten.

Allerdings ist auch hier keine Panik angesagt: Das Affenpocken-Virus werde fast ausschließlich durch engen Körperkontakt und Körperflüssigkeiten übertragen sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der Ärzte Zeitung. Kinder trügen überdies kein erhöhtes Risiko, sich zu infizieren.

Auch der BVKJ-Präsident riet dazu, das Ausbruchsgeschehen weiter aufmerksam zu verfolgen. Die Politik dürfe jetzt aber keine Hysterie schüren und Panik verbreiten. „Denn das kriegt man hinterher nicht mehr eingeholt.“ Kolleginnen und Kollegen hätten ihm bereits von Eltern berichtet, die in großer Aufregung seien, ihr Kind könne sich mit dem Affenpocken-Virus infizieren.

Aktuell seien 177 Fällen in 16 Ländern bekannt, berichtete Wieler, dies sei der Stand von Dienstagmorgen 11 Uhr. Zwar bringe die Mehrheit keine Reisegeschichte in ein endemisches Gebiet mit, doch auch er beschwichtigte: Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung werde als sehr gering eingeschätzt. (reh/hom)

Das RKI hat aktuell auch eine Liste mit häufigen Fragen und den Antworten dazu (FAQ-Liste) auf seine Website gestellt.

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