Runder Tisch zu Long-COVID

Lauterbachs Advents-Appell für mehr Corona-Impfungen

Anlässlich eines Fachtreffens zu Long-COVID rief Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Menschen über 60 Jahre zur Corona-Impfung auf. Die Inzidenz dürfte aktuell bei 1.700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liegen.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

Nannte es enttäuschend, dass bisher nur drei Millionen Menschen die empfohlene Corona-Auffrischungsimpfung wahrgenommen hätten: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag bei einem Runden Tisch zu Long-COVID.

© Christophe Gateau/dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angesichts einer aktuellen Corona-Ansteckungswelle zu Vorsicht und mehr Impfungen in der Adventszeit aufgerufen. Die Infektion sei „keine Erkältungserkrankung“, sagte der SPD-Politiker nach einem Fachtreffen zu Long-COVID am Montag in Berlin.

Wenn man sich jetzt impfen lasse, sei es „der optimale Zeitpunkt“ für eine volle Wirkung bis zum Weihnachtsfest, appellierte er an Menschen ab 60 Jahren und andere Risikogruppen. Es sei enttäuschend, dass bisher nur drei Millionen Menschen empfohlene Impfungen mit neuen, an aktuelle Virusvarianten angepassten Präparaten genutzt hätten.

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Lauterbach machte deutlich, dass sich aus Berechnungen auf der Basis erhobener Daten eine Infektionswelle erkennen lässt. „Wir haben eine hohe Inzidenz im Moment.“ Sie dürfte etwa 1.700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen entsprechen.

Zum Vergleich: Anfang Dezember 2022 lag der amtlich mitgeteilte Wert bei gut 200. Er ging aber auf PCR-Labortests zurück, die nur noch selten gemacht werden. Schon damals gingen Experten von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Lars Schaade, erläuterte zudem, dass das Niveau wegen der höheren Grundimmunität durch Impfungen und Infektionen nun eine andere Bedeutung habe als in der Pandemie.

Auch im Abwassermonitoring sei noch ein Ansteigen der Werte zu sehen, das spiegele sich aber eben nicht auf den Intensivstationen wider.

Keine Überlastung von Kliniken erwartet

„Gleichwohl ist natürlich jede Einzelinfektion mit einem gewissen Risiko behaftet“, sagte Schaade. Je älter man sei und wenn man schon Grunderkrankungen habe, umso mehr steige das individuelle Risiko. Und es gebe das Risiko von Long-COVID. Lauterbach sagte: „Jede vermiedene Infektion ist eine gute Nachricht.“

Auch angesichts anderer Infekte erwarte er keine Überlastung der Krankenhäuser, aber eine starke Belastung. „Wir können den Kliniken hier wirklich helfen, indem wir die Infektionszahlen so niedrig halten wie möglich.“

Er habe übrigens auch volles Verständnis, wenn in Kliniken wieder eine Maskenpflicht eingeführt werde. Das müssten Häuser selbst entscheiden. „Aber damit schützt man natürlich die Beschäftigten und auch die Patienten.“

Lauterbach rief Menschen aus Risikogruppen auf, von der Ständigen Impfkommission empfohlene Impfungen und Auffrischimpfungen jetzt wahrzunehmen. „Im Moment wird die Gefahr, die von COVID ausgeht, tatsächlich unterschätzt.“

Bisher keine Hinweise auf beginnende Grippewelle

Die Zahl der Infektionen, die wöchentlich im Labor bestätigt werden, wächst laut dem aktuellen RKI-Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen bereits seit längerer Zeit. Für die Woche bis 26. November waren rund 23.250 Nachweise erfasst. Per PCR getestet werden vermutlich noch insbesondere Menschen mit schwereren Symptomen, etwa im Krankenhaus.

Zur derzeit relativ hohen Rate an akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung tragen laut RKI außerdem noch für die Jahreszeit typische Erkältungen durch Rhinoviren bei. „Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gibt es bisher noch nicht“, sagte Schaade.

Bei dem zweiten Runden Tisch zu langwierigen Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen tauschten sich Vertreter aus Wissenschaft und Gesundheitswesen über bessere Unterstützungsangebote für Betroffene aus.

Beraten wurde über verstärkte Forschung, einen einfacheren Einsatz lindernder Medikamente, die eigentlich für andere Behandlungen vorgesehen sind, und Rehabilitationsangebote. Noch gibt es wenig Anlaufstellen, Wartezeiten für Betroffene sind oft lang.

Die Ampel-Koalition hatte signalisiert, dass Fördermittel für die Versorgungsforschung zu Long-COVID im Etat 2024 auf 150 Millionen Euro aufgestockt werden sollen. (dpa)

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