Kinder mit Adipositas

Leitlinien sind nicht das Maß aller Dinge

Weimarer Jugendmedizin-Kongress diskutiert über Therapierfolge bei Kindern mit Adipositas.

Veröffentlicht:

WEIMAR. Leitlinien enthalten zwar alle wichtigen Angaben, um auch weniger erfahrenen Ärzten eine systematische und abgesicherte Behandlung einer Erkrankung zu ermöglichen. Und dennoch sollten sich Mediziner nicht ausschließlich auf Leitlinien stützen.

Diese Empfehlung hat Michael Achenbach, wissenschaftlicher Leiter des Jugendmedizin-Kongresses in Weimar, zum Abschluss des Kongresses ausgegeben.

Zwar würden in Leitlinien weite Bereiche einer Erkrankung abgesteckt und wissenschaftlich begründet, wie Achenbach in Weimar am Beispiel der Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Prävention von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter" aufzeigte.

So berücksichtige die Leitlinie acht große Themenfelder, angefangen von der Definition über die Diagnostik, den Komorbiditäten, der Therapie und der Prävention bis hin zu Themen wie der extremen Adipositas, der Adipositas bei syndromalen Erkrankungen oder der Adipositas bei behinderten Kindern und Jugendlichen.

Allerdings reichen diese Kenntnisse in der Praxis häufig nicht aus, einer Adipositas im Kindes- und Jugendalter tatsächlich erfolgreich begegnen zu können. Um eine dauerhafte Änderung des Essverhaltens zu erreichen, müsse ein Arzt auch etwas über die auslösenden und erhaltenden Faktoren eines übersteigerten Essverhaltens wissen. Achenbach: "Dieses Wissen erwirbt man nicht durch das Durcharbeiten einer Leitlinie."

Doch selbst wenn das gebündelte Wissen der Leitlinie mit dem Erfahrungswissen des Arztes über den Patienten gut zusammengefügt werde, fallen die Therapieerfolge bei der Adipositas im Kindesalter eher ernüchternd aus.

Laut Professor Martin Wabitsch von der Adipositasambulanz der Uniklinik Ulm führen nur zehn Prozent der ambulanten Therapien und vier Prozent der stationären Reha-Behandlungen nachhaltig zum Erfolg. Bei den meisten Patienten seien Leitlinien gar nicht anwendbar, weil sie grundsätzlich therapieresistent sind. (ras)

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