Vergleich zum Masernschutz

Medizinethiker fordert Impfpflicht für Ärzte, MFA und Pflegekräfte

Regierung, Wissenschaft und Ärzte suchen nach dem Mittel für eine höhere COVID-19-Impfrate. Der Medizinethiker Wolfram Henn plädiert für eine Impfpflicht – bei bestimmten Berufen.

Veröffentlicht:
Impfzentrum in Düsseldorf an der Merkur Spiel-Arena.

Hier geht‘s zur Corona-Impfung. Wird sie für manche zur Pflicht?

© Christoph Hardt / Geisler-Fotopress / picture alliance

Hamburg. Der Humangenetiker und Medizinethiker Professor Wolfram Henn spricht sich erneut für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen aus. Der „Bild am Sonntag“ (BamS) sagte er: „Mein Vorschlag wäre, so eine Impfpflicht für Berufe mit personennahen Dienstleistungen einzuführen. Allerdings nur bei solchen Berufen, bei denen der Mensch, der die Dienstleistung in Anspruch nimmt, keine Wahlfreiheit hat.“

Das seien Berufe in der Medizin, in der Pflege, in Schulen und Kitas, aber auch in manchen Transportberufen wie etwa für Taxifahrer: "Diese sind für Krankenfahrten von vulnerablen Personen verantwortlich", erklärte Henn. Friseure wiederum wären nach seinem Vorschlag nicht betroffen, weil die Kunden hier die Wahlfreiheit hätten.

Lesen sie auch

Zum Nutzen der Maßnahme zieht der Medizinethiker den Vergleich zur bereits eingeführten Masernimpfpflicht. Dort gehe es darum, Infektionen in der Größenordnung von etwa 1000 Fällen pro Jahr zu verhindern. Eine berufsbezogene Corona-Impfpflicht würde aus Henns Sicht leicht ein Vielfaches an Infektionen verhindern.

„Handfeste Gründe“ für Ungleichbehandlung

Mittlerweile hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, dass Arbeitgeber in Pflegeheimen, Schulen oder Kitas ihre Beschäftigten nach dem Impfstatus fragen dürfen. Nach Henns Einschätzung ist das eine richtige Maßnahme, denn „der Gesundheitsschutz von Patienten und Kindern ist wichtiger als der Datenschutz der Beschäftigten“.

Lesen sie auch

Nach Einschätzung des Ethikers führt der steigende Druck auf Ungeimpfte nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft: „Das Wort Spaltung erzeugt die Vorstellung, als ob da ein Riss durch die Mitte der Gesellschaft ginge. Aber das stimmt nicht. Die Mitte der Gesellschaft sind die Geimpften. Diejenigen, die sich immer noch nicht impfen lassen wollen, machen sich selbst zur Randgruppe. Die könnten sie sehr einfach wieder verlassen.“

Auch der Begriff Diskriminierung sei hier falsch, weil man darunter eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung verstehe: „Für die Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften gibt es handfeste Gründe.“ (KNA)

Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Arzt im Gespräch mit Patientin

© Ground Picture / shutterstock

STIKO-Empfehlungen

Handlungsbedarf bei Grippeschutz für Chroniker

IPD-Fallzahlen & Pneumokokken-Impfung bei Kindern in Deutschland

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

IPD-Fallzahlen & Pneumokokken-Impfung bei Kindern in Deutschland

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blick in die überarbeitete Leitlinie

Auf Antibiotika verzichten? Was bei unkomplizierter Zystitis hilft

Interview

„Weniger Kunststoff, weniger Verpackungsmüll bei Impfstoffen“

Lesetipps