Reform des Krankenhauswesens
Mehr Geld und Einfluss für Ärzte in Frankreich
Mit Milliardeninvestitionen will die französische Regierung den Mangel an Ärzten in öffentlichen Kliniken in den Griff kriegen und die Krankenhäuser modernisieren. Auch sollen die Mediziner an entscheidenden Stellen mehr zu sagen haben.
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Frankreichs Ärzte sind mit der geplanten Krankenhausreform zufrieden.
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Paris. Nach 50 Tagen Gesprächen mit allen Beteiligten hat die französische Regierung eine Reform des Krankenhauswesens vorgestellt, die von den meisten Ärzteorganisationen positiv aufgenommen wird. So wurde vereinbart, dass es für Ärzte in öffentlichen Kliniken erhebliche Lohnerhöhungen geben soll, die Arbeitsbedingungen verbessert werden und ärztlicher Sachverstand bei Planungsentscheidungen mehr Gewicht bekommt.
Pflegekräfte sollen künftig im Schnitt 200 bis 400 Euro mehr im Monat verdienen, die Gehälter von Ärzten um 500 bis 1000 Euro steigen. Allerdings müssen diese sich dafür verpflichten, ausschließlich an öffentlichen Kliniken zu arbeiten.
Mit dieser Gehaltssteigerung hofft die Regierung, die in den vergangenen Jahren stetig gestiegene Lohnlücke zwischen privaten und öffentlichen Kliniken zu schließen. An den öffentlichen Kliniken war der Mangel an qualifizierten Fachärzten immer dramatischer geworden. Viele Kliniken waren gezwungen, Ärzte über Privatagenturen für kurze Zeit und viel Geld leihweise anzuheuern. Die maximale Vergütung dieser Ärzte – oft als Söldner – beschimpft, soll künftig stark begrenzt werden.
Über acht Milliarden Euro für Gehaltssteigerungen
Insgesamt umfasst das Reformpaket für die Lohnerhöhungen 8,2 Milliarden Euro pro Jahr, die Steigerung der Ärztegehälter schlägt dabei mit 450 Millionen Euro zu Buche.
Auch die Rolle der Ärzte in der Führung der Krankenhäuser soll gestärkt werden: Gesundheitsminister Olivier Véran verspricht, alle wichtigen Entscheidungen mit mehr medizinischen und weniger ökonomischen Kriterien zu treffen. Darüber hinaus will die Regierung die von Ärzten heftig kritisierte Streichung von sogenannten „unwirtschaftlichen Betten“ stoppen. Beschlossen wurde hingegen, landesweit 4000 zusätzliche Betten aufzubauen. Dies entspricht zwar nur einem Plus von einem Prozent der gesamten Bettenkapazität, bedeutet aber nach jahrelangem Bettenabbau eine echte Trendwende.
Junge Ärzte gehen leer aus
Die meisten Verbände der Klinikärzte haben alle diese Entscheidungen begrüßt. Enttäuscht sind allerdings die jungen Assistenz- und Notärzte. Sie hatten gehofft, dass sich die Zahl der oft unbezahlt geleisteten Überstunden reduziere und sich ihre Gehälter ebenfalls erhöhen würden. Nichts davon ist allerdings im Reformplan vorgesehen.
Abgesehen von den Gehaltserhöhungen wird Frankreich 19 Milliarden Euro in seine Gesundheitseinrichtungen investieren. Der größte Teil davon fließt in die Krankenhäuser, aber es sollen auch Pflegeeinrichtungen modernisiert werden sowie die Telemedizin im ambulanten Bereich weiter ausgebaut werden.
Regierung hofft, dass Streit mit Ärzten dauerhaft beigelegt ist
Eigentlich hat Frankreich in den letzten Jahrzehnten seine Investitionen im Gesundheitswesen nur selten so stark erhöht. Für die Regierung geht es aber nicht nur um die Bewältigung der Coronakrise: Schon seit Jahren protestieren und streiken Pflegekräfte und Ärzte für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Dieses Mal hofft die Regierung, mit ihren Maßnahmen den lange schwelenden Konflikt dauerhaft beigelegt zu haben. Ob dies tatsächlich gelingt, werden die kommenden Monate zeigen müssen.