Großbritannien

NHS-Ärzte rufen zu Verlängerung des Brexit-Übergangs auf

Steigende COVID-19-Infektionen, der drohende No-Deal-Brexit zum Jahresende kombiniert mit saisonbedingten höheren Erkrankungszahlen könnten zum Kollaps des Gesundheitssystems im Königreich führen.

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Die langen Lkw-Warteschlangen wie hier vor dem Hafen von Dover lassen die Ärzteschaft in Großbritannien um den Nachschub an Arzneimitteln und medizinischen Hilfsgüter bangen.

Die langen Lkw-Warteschlangen wie hier vor dem Hafen von Dover lassen die Ärzteschaft in Großbritannien um den Nachschub an Arzneimitteln und medizinischen Hilfsgüter bangen.

© Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

London. Führungskräfte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) haben den britischen Premierminister Boris Johnson in einem offenen Brief eindringlich dazu aufgefordert, die Brexit-Übergangsphase, die am 31. Dezember 2020 endet, um „mindestens einen Monat“ zu verlängern. Andernfalls drohe der Kollaps des gesamten britischen Gesundheitswesens.

In dem für Schlagzeilen sorgenden offenen Brief der Leitung der NHS Confederation heißt es, die Kombination aus stark steigenden COVID-19- Infektionen und dem drohenden No-Deal-Brexit zum Jahresende sowie saisonbedingten höheren Erkrankungszahlen werde den NHS zu Jahresbeginn in die Knie zwingen und „zum Kollaps des Gesundheitssystems“ führen.

In wenigen Tagen droht der No-Deal-Brexit

Wenige Tage vor Ablauf der elfmonatigen Brexit-Übergangsfrist ist ein No-Deal-Brexit wahrscheinlicher denn je. Kombiniert mit derzeit knapp 20.000 stationär behandelten COVID-Patienten, die zur Jahreswende in NHS-Kliniken verweilen, saisonbedingt erhöhten Erkrankungszahlen und den Unwägbarkeiten eines chaotischen Brexits gelte höchste Alarmstufe.

So sei zum Beispiel mehr als fraglich, ob vom 1. Januar an Arzneimittel und andere medizinische Hilfsgüter und Verbrauchsmaterialien noch reibungslos ins Land kommen könnten. Bilder aus britischen Hafenstädten wie Dover, wo seit Tagen mehrere tausend LKW feststecken, sorgen für zusätzliche Verunsicherungen innerhalb der britischen Ärzteschaft. „Ich habe derartige Zustände noch nie zuvor in Kliniken erlebt“, so der Londoner Facharzt Dr. Al Teak zur „Ärzte Zeitung“.

„Sturm über Großbritanniens Gesundheitswesen“ droht

Laut NHS Confederation warteten derzeit mehr als 160.000 NHS-Patienten länger als ein Jahr auf ihre Operation in einer staatlichen Klinik. Das ist ein neuer Rekord. Große britische ärztliche Berufsverbände äußerten sich ebenfalls besorgt und alarmiert. Es braue sich gerade „ein perfekter Sturm“ über Großbritanniens Gesundheitswesen zusammen, war beim größten Berufsverband für Mediziner im Königreich (British Medical Association, BMA) zu hören. (ast)

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