Kommentar zur Versorgungslücke bei Versicherungslosen

Nichts aus der Flüchtlingskrise gelernt?

Mit der Corona-Pandemie zeigt sich einmal mehr, auf welch schwachen Beinen die Versorgung jener ohne Versicherungschutz steht. Dabei gab es längst Ansätze, Versorgung hier zu verbessern.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

Mit der Corona-Krise holen die Gesellschaft und das Gesundheitswesen auch alte Probleme wieder ein. Ein ganz großes ist die Versorgung jener, die nicht krankenversichert sind. Das betrifft Obdachlose, Geflüchtete, Migranten und zum Teil Selbstständige ohne Versicherungsschutz.

Gerade jene, die auf der Straße leben bzw. keine feste Unterkunft und damit auch keine Chance haben, Hygieneregeln umzusetzen, sind gefährdet. Aber es fehlt ihnen die Lobby, die sich um ihre Bedürfnisse kümmern könnte.

Hilferuf Richtung Politik

Die vielen Ehrenamtler, die sie sonst unterstützen und mitversorgen, sind so sehr damit beschäftigt, das bisschen an Versorgung, was nun in der Pandemie noch möglich ist, aufrecht zu erhalten, dass nur bedingt hier und da ein Hilferuf Richtung Politik durchdringt. So gerade geschehen von den Medibüros und Medinetzen.

Dabei hätte es längst verbindliche Versorgungsstrukturen geben können für jene, die eben keinen Zugang zur Regelversorgung haben. Medibüros und Medinetze haben recht: „Der derzeitige Ausnahmezustand akzentuiert nur die Probleme des Normalzustands.“

Mit der Flüchtlingskrise, deren Höhepunkt auf 2015 datiert wird, wurde mehr als deutlich, wo es in der Versorgung hakt. Damals wurden – aber eben nur regional vereinzelt – Clearingstellen geschaffen, anonyme Krankenscheine ermöglicht oder gar Versichertenkarten für Geflüchtete geschaffen. Vieles davon hart erkämpft und vieles davon ist leider auch längst wieder verschwunden.

Politik muss handeln

Deutschland ist nach der Flüchtlingskrise einfach wieder in den „alten Normalzustand“ übergegangen. Die Ehrenamtlichen werden es schon wuppen. Doch angesichts der Corona-Pandemie zeigt sich: Werden und können sie nicht.

Hier muss die Politik handeln und eine bundesweit einheitliche Grundversorgung für jene Hilfsbedürftigen auf die Beine stellen. Medizinische Parallelsysteme sind keine Lösung!

Schreiben Sie der Autorin: rebekka.hoehl@springer.com

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