Vdek

Niedersachsen soll Kliniken schließen

Niedersachsens Ersatzkassenverband fordert die Landesregierung auf, bei der Zahl der Klinikstandorte Farbe zu bekennen. Das Gesundheitsministerium reagiert kühl.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

HANNOVER. Niedersachsens Chef des Ersatzkassenverbands vdek, Jörg Niemann, sieht für viele der kleinen Kliniken im Bundesland keine Zukunft.

Kurz bevor die Landesregierung ihr Krankenhausinvestitionsprogramm bekannt gibt, forderte Niemann ein landesweites Konzept, wann welche Klinik geschlossen werden soll.

Hintergrund der Forderung ist eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung. Diese wird bis 2030 in Niedersachsen 505.000 Menschen verloren gehen, das ist ein Rückgang von 6,4 Prozent. "Ich manchen ländlichen Gebieten werden bis zu 26 Prozent sein", sagte vdek-Sprecher Hanno Kummer der "Ärzte Zeitung".

Außerdem hat der vdek die sinkende Verweildauer in den Krankenhäusern von acht auf sechs Tage, den technischen Fortschritt, der die Fallzahl erhöht, und die vermehrt ambulante Versorgung ebenso berechnet wie die älter werdende Bevölkerung.

Die Konsequenz: "Bis 2030 werden von den derzeit 40.717 Krankenhausbetten im Nordwesten 4400 verschwunden sein", sagte Kummer. "Das ist keine Frage des Wollens, sondern der Projektion."

Zahl der Standorte soll schrumpfen

Niemann hat sich dafür ausgesprochen, dass diese Betten hauptsächlich in kleinen Häusern abgebaut werden sollen. Die Folge: Die Zahl der Standorte schrumpft.

"Würde man die Struktur der heutigen Größenordnungen von Krankenhäusern auch nur erhalten wollen, müsste es rechnerisch eine Reduzierung der Standorte ebenfalls um elf Prozent geben, also von 193 auf 172", so der vdek.

Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass der Bettenabbau nicht alle Häuser in gleichem Maße betreffen wird, sondern vorrangig kleinere Häuser. Tatsächlich könnten somit noch mehr Standorte wegfallen, heißt es beim Ersatzkassenverband.

"Eine Verringerung der heute 192 Standorte auf rund 160 erscheint somit notwendig", sagt Kummer. Der vdek fordert daher ein Landeskonzept, wie und wo in den einzelnen Regionen Betten abgebaut werden sollen.

Wohnortnahe Versorgung erwünscht

Tatsächlich liegen viele kleine Kliniken in Niedersachsen nur wenige Kilometer von Maximalversorgern entfernt. 15 Kilometer sind es zum Beispiel vom Krankenhaus Achim (145 Betten) bis zum großen Bremer Klinikum Mitte.

Von Delmenhorst mit seinen beiden Kliniken sind es nur 21 Kilometer. Vdek-Chef Niemann forderte: "Das Land soll den Prozess anschieben und entscheiden, wohin es seine knappen Gelder gibt."

"Was Herr Niemann sagt, ist eine Einzelmeinung", reagiert Uwe Hildebrandt, Sprecher von Landesgesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD), auf Anfrage der "Ärzte Zeitung".

Das Land setze auf Verhandlungen, so Hildebrandt. Erst kürzlich habe man in Delmenhorst die Möglichkeiten ausgelotet, die beiden Kliniken am Standort zu fusionieren.

Man setze weiter auf wohnortnahe Versorgung. Allerdings: "Reformwille wird belohnt", so Hildebrandt.Bei den Verhandlungen in Delmenhorst habe Rundt deutlich gemacht, "dass das Land notwendige Investitionen bei einer gemeinsam verantworteten Infrastruktur vorrangig berücksichtigen werde", so Hildebrandt.

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