Britische Kliniken

Personalmangel mit renalen Folgen

Bei Patienten in Großbritannien wird ein akutes Nierenversagen oft nicht rechtzeitig erkannt. Eine Studie zeigt, das liegt vor allem an zu wenig Klinikpersonal.

Veröffentlicht:
Eine Niere hat versagt: Im britischen NHS wird das zum Problem.

Eine Niere hat versagt: Im britischen NHS wird das zum Problem.

© Springer Verlag

LONDON. In britischen Krankenhäusern sterben monatlich mehr als 1000 Patienten an akutem Nierenversagen, weil es Pflegepersonal und Ärzte oftmals versäumen, den Patienten genügend Flüssigkeit zu geben.

Wie aus einer aktuellen Studie aus England weiter hervorgeht, sind viele dieser Todesfälle vermeidbar (NDT 2014; online 21. April). Das Thema schlägt hohe gesundheitspolitische Wellen.

Bei der Untersuchung der Organisation "Insight Health Economics" (IHE) handelt es sich um eine der umfangreichsten Studien dieser Art, die in jüngster Zeit in Großbritannien vorgenommen wurden.

Analysiert wurde, wie häufig Patienten des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) an akutem Nierenversagen sterben. "Die Todesfälle als Folge von akuter renaler Schädigung sind fünfmal häufiger als bisher angenommen wurde, und sie kosten den NHS jährlich rund eine Milliarde Pfund (rund 1,28 Milliarden Euro)", stellen die Experten fest.

Hauptursache für viele dieser "vermeidbaren Todesfälle" sei "mangelnde Pflege" sowie "zu wenig Flüssigkeit". Patienten würden oft nach ihrer Operation nicht ausreichend betreut, weil es auf den Stationen an Pflegepersonal fehle. Folge: Patienten schwebten "in konstanter Gefahr dehydriert" zu sein.

Die Gutachter schätzen, dass in Großbritannien pro Jahr bis zu 40.000 NHS-Patienten sterben, weil Krankenpfleger oder Ärzte die rechtzeitige Diagnose von akutem Nierenversagen versäumten.

Damit liegt die Zahl der Todesfälle als Folge von Nierenversagen deutlich über der Zahl von Todesfällen als Folge multiresistenter Krankheitserreger wie MRSA.

Britische Ärzte- und Pflegeverbände sehen einen kausalen Zusammenhang mit Einsparungen im Gesundheitswesen, Personalmangel auf den Stationen und steigender Mortalität.

"Wenn die Pfleger fehlen, dann werden viele Patienten eben nicht mehr ausreichend versorgt", sagte ein Sprecher der britischen Krankenschwesterngewerkschaft (Royal College of Nursing, RCN) der "Ärzte Zeitung" in London. (ast)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda – Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Impulse für die Arzneimittelversorgung aus Patientenperspektive

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

Daten aus Europa

Brustkrebs bei jungen Frauen wächst aggressiver

Kriminalität

Lebenslange Haft in Folterprozess gegen syrischen Arzt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung