Gesundheitswirtschaft

Pharmagroßhandel beklagt Margenerosion

Weil es immer mehr teure Arzneimittel gibt, verdient der Pharmahandel, dessen Marge gedeckelt ist, relativ gesehen immer weniger.

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Berlin. Der Pharmagroßhandelsverband beklagt eine immer angespanntere Ertragslage und fordert deshalb „dringend eine Reform seiner gesetzlichen Vergütung“, wie es in einer Mitteilung des Branchenverbands PHAGRO am Donnerstag heißt. Zuletzt hätten die vollversorgenden Grossisten mit 3,86 Prozent operativer Marge (2023) „einen neuen Tiefstwert“ erreicht. 2017 habe die Bruttomarge noch 4,39 Prozent betragen, 2022 seien es 3,92 Prozent gewesen. Der Gesamtumsatz des Pharmagroßhandels betrug den Angaben zufolge in 2023 rund 40,4 Milliarden Euro.

Nach Apotheken-Rabatt „ganz düster“

„Die Schere zwischen Umsatz und Marge geht immer weiter auseinander, wird der PHAGRO-Vorsitzende Marcus Freitag zitiert. Unerwähnt bleibt allerdings, wie hoch die Marge nach Rabatten der Branche an ihre Apothekenkunden ausfällt; seit Jahr und Tag liefern sich die Großhändler einen harten Preiskampf. Ein PHAGRO-Sprecher erklärte auf Nachfrage lediglich, bei Einrechnung der Nachlässe an die Apotheken sehe es mit der Marge „ganz düster“ aus.

Zur Erklärung der volatilen Margenentwicklung (vor Apothekenrabatten): Gemäß Arzneimittelpreisverordnung muss der Großhandel auf den Herstellerabgabepreis (ApU) 73 Cent pro Packung aufschlagen. Zusätzlich „darf“ er auf den ApU ohne Umsatzsteuer 3,15 Prozent, jedoch höchstens 37,80 Euro erheben, womit ab einem Packungspreis über 1.200 Euro die Kappungsgrenze greift. In Summe ist damit die zulässige Vergütung dieser Handelsstufe auf maximal 38,53 Euro pro Packung begrenzt. Durch den, wie es heißt, „ungebrochenen Trend zu immer mehr hochpreisigen Medikamenten“ sinkt der relative Bruttoertrag.

„So viele hochpreisige wie nie“

2023 habe der Großhandel „so viele hochpreisige Medikamente abgegeben, wie noch nie“. 4,7 Millionen Packungen hätten im Berichtsjahr über der Kappungsgrenze von 1.200 Euro gelegen. „Deren Menge hat sich innerhalb von sechs Jahren nahezu verdoppelt“, versichert der PHAGRO. Infolgedessen seien auch die Vorfinanzierungskosten des Handels „stark gestiegen“ – auf zuletzt 4,39 Milliarden Euro. Sechs Jahre zuvor seien es erst 3,56 Milliarden gewesen.

Zudem würden die Kosten auch an anderer Stelle steigen. Die Handelshäuser, heißt es weiter, „leisten als Teil der kritischen Infrastruktur in jedem Jahr mehr, um die Arzneimittelversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft sicherzustellen – und das zu wirtschaftlich immer schwierigeren Bedingungen“. Verbandschef Freitag: „Die Bundesregierung muss jetzt alle notwendigen Schritte für eine fachliche Überprüfung der gesetzlichen Großhandelsvergütung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung einleiten“. Nach der Generikaversorgung, so Freitag weiter, dürfe „nun nicht auch noch der Pharmagroßhandel kaputt gespart werden“. (cw)

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