SARS-CoV-2

RKI warnt vor erneut schweren Corona-Ausbrüchen in Altenheimen

Das Gros der Pflegebedürftigen hat die erste und zweite Spritze gegen COVID-19 bekommen. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Impfung könne es aber vermehrt zu Impfdurchbrüchen kommen, so das RKI.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Mobiles Impfteam im Einsatz in einem Alten- und Pflegeheim in Baden-Württemberg (Archivbild). Das RKI geht davon aus, dass im Herbst Boosterimpfungen in Altenheimen notwendig sein werden.

Mobiles Impfteam im Einsatz in einem Alten- und Pflegeheim in Baden-Württemberg (Archivbild). Das RKI geht davon aus, dass im Herbst Boosterimpfungen in Altenheimen notwendig sein werden.

© Sebastian Gollnow / picture alliance

Berlin. Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben vor erneut schweren COVID-19-Ausbrüchen in den rund 14.000 Alten- und Pflegeheimen gewarnt. Ein „denkbares Szenario“ im Herbst und Winter sei, „dass bei hochbetagten Menschen mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Impfung vermehrt Impfdurchbrüche auftreten können“.

Auch Pflegekräfte könnten wieder „verstärkt von Erkrankungen betroffen sein“ – sowohl im stationären wie auch im ambulanten Setting, heißt es in einem Ausblick des RKI auf das Infektionsgeschehen in den kommenden Monaten.

„Ein denkbares Szenario“

Alten- und Pflegeheime waren laut Studien vor allem in der ersten und zweiten Welle der Pandemie 2020 besonders stark von Corona-Ausbrüchen betroffen. In der Folge wurden die Einrichtungen teils über Wochen und Monate für Besucher geschlossen und Aufnahmestopps verhängt.

Um Ähnliches in einer nächsten Welle auszuschließen, empfiehlt das RKI, Personalressourcen in den Heimen zu stärken. Zudem solle die Raumluftqualität in den Häusern – etwa durch regelmäßiges Lüften wie auch den Einsatz von Luftfiltern – verbessert und eine systematische Teststrategie zum Screening von Personal und Besuchern greifen.

Boosterimpfungen vorbereiten

Darüber hinaus solle es verstärkt Angebote zur Impfung sowohl gegen SARS-CoV-2 wie auch gegen Influenza für Heimbewohner sowie neu eingestelltes Personal geben. Auch seien Boosterimpfungen vorzubereiten, „die bei nachlassender Immunität dieser vulnerablen Gruppe vor dem Herbst möglicherweise erforderlich sein werden“, empfiehlt das RKI.

Aktuell sind laut RKI mehr als 80 Prozent der über 60-Jährigen gegen COVID-19 geimpft. Je nach Impfquote sei von einem „mehr oder weniger starken“ Anstieg der Anzahl schwerer COVID-Fälle und Auslastung der Intensivstationen im Herbst und Winter auszugehen.

Im aktuellen Podcast „Ärmel hoch“ des Bundesgesundheitsministeriums sagte RKI-Chef Professor Lothar Wieler, es brauche bei den 12- bis 59-Jährigen eine Impfquote von 85 Prozent und bei den ab 60-Jährigen eine Quote von 90 Prozent. „Dann haben wir wirklich sehr starken Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Aber vorher ist der Einfluss überschaubar.“

Von der Pandemie zur Endemie

In ihrem Papier betonen die RKI-Wissenschaftler, angesichts steigender Impfquoten und dem Aufbau einer schützenden Grundimmunität in der Bevölkerung befinde sich Deutschland in einer Übergangsphase von einem pandemischen zu einem endemischen Geschehen.

Wann dieser Übergang beendet sei, hänge von vielen Faktoren ab und könne derzeit nicht mit Bestimmtheit vorausgesagt werden. „Basismaßnahmen“ wie Abstands- und Hygieneregeln seien in jedem Fall bis zum Frühjahr 2022 einzuhalten.

Bis dahin sei von einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland und einer „fortgesetzten globalen Zirkulation des Virus“ auszugehen. Dass sich „Herdenimmunität“ im Sinne einer Elimination des Virus erreichen lasse, sei nicht realistisch.

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