SARS-CoV-2-Pandemie

RKI: Nicht vorschnell Corona-Beschränkungen lockern

Ein Ende der Coronavirus-Pandemie ist nicht in Sicht, warnt das Robert Koch-Institut. Würden Maßnahmen zu rasch gelockert, sei die Gefahr einer zweiten Infektionswelle groß.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Informierte am Dienstag über den aktuellen Stand der Coronavirus-Pandemie: RKI-Vize Professor Lars Schaade.

Informierte am Dienstag über den aktuellen Stand der Coronavirus-Pandemie: RKI-Vize Professor Lars Schaade.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Vor dem Hintergrund der Diskussion über eine Lockerung der Corona-Beschränkungen hat das Robert Koch-Institut (RKI) vor übereilten Schritten gewarnt.

„Ich sehe die grundsätzliche Gefahr, dass es bei einer vorschnellen Rücknahme sämtlicher kontaktreduzierender Maßnahmen oder auch eines Großteils davon zu einer zweiten Infektionswelle kommen kann“, sagte RKI-Vize-Präsident Professor Lars Schaade am Dienstag. Die Lage sei weiter ernst.

R-Wert könnte wieder stark steigen

„Je weniger wir verhindern, dass das Virus von Mensch zu Mensch springt, umso mehr wird das Virus wieder auf seine ursprüngliche Reproduktionszahl zurückfallen – und die ist irgendwo zwischen zwei und drei“, führte Schaade aus. Der Reproduktionsfaktor oder auch R-Wert gibt an, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt.

Zuletzt konnte die Zahl laut RKI auf leicht unter eins gedrückt werden – das heißt, ein Infizierter steckt im Schnitt eine weitere Person an. Die Bundesregierung hatte den Reproduktionswert immer wieder als ein Kriterium für eine vorsichtige Lockerung der Beschränkungen in Gesellschaft und Wirtschaft genannt. Erste Lockerungen hatte es zu Beginn der Woche gegeben.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte gleichwohl von „trügerischer“ Sicherheit gesprochen und vor einen zu schnellen Austritt aus dem „Lockdown“ gewarnt. Deutschland müsse im Umgang mit der Pandemie weiter „konsequent“ und „wachsam“ sein, hatte Merkel am Montag betont.

Abstandsregeln weiter einhalten!

„Wir kommen nur weiter über die Runden, wenn wir die Maßnahmen weiter einhalten“, sagte RKI-Vize Schaade. Selbst, wenn es gelinge, dass es zu keinen weiteren Infektionen komme, „dann ist das Virus noch immer da“.

Erst mit der Entwicklung eines Impfstoffs werde sich die Lage grundsätzlich verändern. Er appellierte an die Bevölkerung, weiter auf regelmäßige Händehygiene, den gebotenen Abstand von 1,50 Meter und die Hust- und Nies-Etikette zu achten.

Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung sei dann ratsam, wenn sich mehrere Menschen in geschlossenen Räumen aufhielten und der Sicherheitsabstand nicht einzuhalten sei. „Zum Beispiel am Arbeitsplatz, in Geschäften oder Bussen und Bahnen.“ Je mehr Menschen mitmachten, desto besser könne eine weitere Ausbreitung des Virus verlangsamt werden.

Schutzmaske nur „ein Baustein“

Das Tragen einer Schutzmaske sei aber nur ein „zusätzlicher Baustein“ im Kampf gegen Corona, sagte Schaade. „Sie ist allein kein sicherer Schutz für sich selbst.“ Medizinische Schutzmasken, vor allem die FFP-2-Masken, müssten Ärzten, Pflegekräften und anderem Fachpersonal vorbehalten bleiben.

Laut RKI gibt es in Deutschland Stand 21. April 00:00 Uhr 143 .457 elektronisch gemeldete Fälle einer SARS-CoV-2-Infektion. Schätzungsweise rund 95.200 Menschen hätten die Infektion überstanden.

Schaade betonte, die Zahl der Neuinfektionen sei zuletzt „deutlich“ zurückgegangen. Von Entwarnung könne aber keine Rede sein. Die Fallzahlen müssten auf einem Level bleiben, mit dem das Gesundheitssystem umgehen könne.
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