Großbritannien

Raus aus der Klinik, rein in die Klinik

Zahl der Wiederaufnahmen binnen 24 Stunden nach Entlassung in Großbritannien stark gestiegen.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

LONDON. Zehntausende Patienten in Großbritannien wurden im vergangenen Jahr nur einen Tag nach ihrer Klinikentlassung erneut in ein Krankenhaus aufgenommen, nachdem es zu Rückfällen oder Komplikationen kam. Damit ist die Zahl der Wiederaufnahmen binnen 24 Stunden nach Entlassung innerhalb der vergangenen vier Jahre um mehr als 30 Prozent gestiegen. Ärzte schlagen Alarm.

Wie die Organisation „Healthwatch“ kürzlich in London bekannt gab, gehen immer mehr britische Kliniken des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) dazu über, Patienten möglichst früh und oftmals „früher als klinisch vertretbar“ zu entlassen. Grund dafür ist laut „Healthwatch“ ein chronischer Bettenmangel.

Die Organisation analysierte die Entlassungszahlen von rund der Hälfte aller NHS-Kliniken. Aus diesen Kliniken wurden rund 71.000 Patienten binnen 24 Stunden nach ihrer Entlassung wieder aufgenommen.

Die Gutachter gehen davon aus, dass die untersuchten Kliniken mehr oder weniger repräsentativ sind für alle staatlichen Krankenhäuser im Königreich. Wenn das stimmt, würde das bedeuten, dass jährlich mehr als 140.000 Klinik-Patienten innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Entlassung wieder stationär aufgenommen werden müssen.

Britische Klinikärzte berichten in jüngster Zeit regelmäßig, dass der Druck, Patienten möglichst schnell wieder nach Hause zu schicken, weil Akutbetten fehlen, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist.

„Healthwatch“-Chairman Sir Robert Francis bezeichnete die Zahlen als „schockierend“ und „sehr beunruhigend“. Es gebe zudem einen Trend, die stationären Verweildauern immer weiter zu verkürzen.

Patientenorganisationen wiesen darauf hin, dass teils schlimme Versorgungsengpässe im britischen Sozialsystem zu einer weiteren Verschlimmerung der Bettenknappheit beitrügen. Der Grund: Weil es an sozialen Pflegeplätzen fehle, würden Patienten oftmals in Kliniken untergebracht – obwohl das medizinisch nicht nötig sei.

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