Qualitätskongress diskutiert über Corona-Krise

Reinhardt: Weniger Kontakte sind hilfreich!

Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hält schärfere Corona-Auflagen für richtig. Die Maßnahmen seien aber stets zu überprüfen, betonte er beim Nationalen Qualitätskongress Gesundheit.

Veröffentlicht:

Berlin. Bundesärztekammer-Chef Dr. Klaus Reinhardt hält die verschärften Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus für geboten. „Eines wissen wir sicher: Die Reduktion von Kontakten ist hilfreich“, sagte Reinhardt beim Nationalen Qualitätskongress Gesundheit am Donnerstag.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, private Treffen auf fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt zu beschränken.

Frankreich zeige, dass ein Lockdown im Kampf gegen die Pandemie helfe, so Reinhardt. Die Politik müsse ihre Maßnahmen aber stets hinterfragen und anpassen. „Es muss eine Balance geben zwischen Gesundheitsschutz und sozialem Leben.“

Molekularbiologe dämpft Hoffnungen bei Corona-Impfstoff

Vor überzogenen Erwartungen an einen Impfstoff warnte der Molekularbiologe Dr. Friedrich von Bohlen, der auch Mitglied des Aufsichtsrates von CureVac ist. „Es werden nie 100 Prozent aller Geimpften eine Impfreaktion zeigen und geschützt sein.“

Das sei auch bei anderen Impfungen so. Zudem müsse der Impfschutz aufgefrischt werden. CureVac gehört zu den drei deutschen Unternehmen, die derzeit an einem Impfstoff arbeiten.

Ausgleichszahlungen für Kliniken wichtig

Korrekturen am zweiten Corona-Schutzschirm forderte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß. Es sei zwar richtig, Freihaltepauschalen zu konzentrieren. Je nach Versorgungslage müssten die Länder aber von der Regelung abweichen können.

Von existenzieller Bedeutung für die Kliniken seien die mit den Krankenkassen auszuhandelnden Ausgleichszahlungen für Corona-bedingte Erlösausfälle. Hier brauche es einen „ganzheitlichen Schutzschirm“, der auch die kleineren Häuser nicht im Regen stehen lasse. Die Corona-Krise lehre im Übrigen nicht, dass im Zuge einer Strukturreform auf Kliniken der Grundversorgung gänzlich verzichtet werden könne, sagte Gaß.

Vielmehr habe sich Deutschland in der Pandemie auf das „verzweigte Netz der Krankenhäuser“ verlassen können. „Wir waren dadurch in der Lage, Risiken zu verteilen.“ Auch die „Differenzierung in ambulante und stationäre Versorgung an unterschiedlichen Orten“ habe dazu beigetragen, dass Deutschland bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen sei.

vdek: Finanzreserven der Kassen nicht unendlich

Die Vorsitzende des Ersatzkassen-Verbands vdek, Ulrike Elsner, machte deutlich, dass die Finanzreserven der Kassen nicht unendlich seien. Daher gelte es, die richtige Balance zwischen der Wirtschaftlichkeit der Kliniken und dem Beitragsdruck bei den Kassen zu finden.

Spätestens nach der Bundestagswahl 2021 stehe eine „große Debatte“ über Versorgungsstrukturen an. „Reformen im stationären Sektor sind unabdingbar“, unterstrich auch Kongresspräsident Ulf Fink, Berlins früherer Gesundheitssenator.

Es gehe in der Pandemie nicht nur darum, Corona-Patienten sicher zu versorgen, „sondern auch darum, anderen Patienten gerecht zu werden“, betonte Professor Jan Steffen Jürgensen, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor am Klinikum Stuttgart.

Der Lockdown im Frühjahr sei mit Kollateralschäden einhergegangen, die sich nicht wiederholen dürften. So seien etwa Leukämiebehandlungen in der Kinderonkologie um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, da die Kinder nicht mehr beim Arzt oder in der Klinik vorstellig geworden seien. (hom)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus