„Vision Zero“-Jahrestagung

Screening, ePA, Forschung: Was Krebspatienten von der Politik erwarten

Das Ziel ist ambitioniert, der Weg weit: Der Verein „Vision Zero: Gemeinsam gegen Krebs“ möchte Neuerkrankungen gen Null bringen. Eine Patienteninitiative hat nun sieben Reformforderungen aufgeschrieben. Ein Thema wird besonders betont.

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Brustkrebs-Screening gibt es seit 20 Jahren. Vier bis sechs von 1000 Frauen zwischen 50 und 69, die jedes zweite Jahr teilnehmen, wird dadurch das Leben gerettet, so das Bundesamt für Strahlenschutz.

Brustkrebs-Screening gibt es seit 20 Jahren. Vier bis sechs von 1000 Frauen zwischen 50 und 69, die jedes zweite Jahr teilnehmen, wird dadurch das Leben gerettet, so das Bundesamt für Strahlenschutz.

© Viacheslav Yakobchuk - stock.adobe.com

Berlin. Mitunter gehen Wahrnehmungen auseinander, weil Perspektiven eben anders sind: Knapp 700 Millionen Euro hätten die Krankenkassen vergangenes Jahr in Gesundheitsförderung und Prävention investiert, schreibt der GKV-Spitzenverband in seinem am Mittwoch veröffentlichten Präventionsbericht 2025.

Das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 mit knapp 631 Millionen Euro sei „deutlich überschritten“ worden. Im Übrigen, so GKV-Vorstandschef Oliver Blatt, sei Prävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, nicht nur eine der Kranken- und Pflegekassen.

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Ein paar Meter weiter entfernt vom Sitz des Verbandes in Berlin-Mitte ziehen 200 Teilnehmer einer Jahrestagung des Vereins „Vision Zero: Gemeinsam gegen Krebs“ im Museum Futurium eine andere, eine sehr nüchterne Bilanz.

„Massive Aufstockung“ der Präventionsausgaben

Prävention werde in Deutschland weiter stiefmütterlich behandelt, sie friste ein Nischendasein, monieren die Mitglieder des „Initiativkreises Patient:Innen“ bei „Vision Zero“. „Was braucht die Onkologie heute und in der Zukunft wirklich?“ ist ihr Positionspapier überschrieben. Es enthält sieben Handlungsfelder, auf denen Politik tätig werden müsse.

Vision Zero: Null als Zielmarke

Der Verein „Vision Zero: Gemeinsam gegen Krebs“ versteht sich als Zusammenschluss von Vertretern aus Wissenschaft, Medizin, Medien, Stiftungen, Verbänden sowie Industrie. Ziel des Vereins ist es, die Zahl der Krebserkrankungen gen Null zu bringen. Dabei orientieren sich die Mitglieder an der in den 1990-er Jahren in Skandinavien entwickelten Strategie Vision Zero. Diese zielt auf die Vermeidung aller Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr ab.

Beispiel Prävention und Vorsorge: Nur 2,8 Prozent der jährlichen GKV-Gesamtausgaben in Höhe von mehr als 312 Milliarden Euro würden dafür aufgewendet. Gleichzeitig verursache etwa der Tabakkonsum mehr als 30 Milliarden Euro direkte Krankheitskosten und zusätzlich knapp 67 Milliarden Euro indirekte volkswirtschaftliche Kosten.

Nötig sei eine „massive Aufstockung“ der Präventionsausgaben, schreibt der Patientenkreis. Freilich stünden auch Politik und Gesellschaft in der Pflicht: „Warum sind Tabak und Alkohol so billig bei uns?“, fragt Johannes Förner, einer der Mitautoren des Papiers. 40 Prozent der Krebsfälle ließen sich vermeiden, würden Prävention und Vorsorge ernster genommen.

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Die Wirklichkeit im Jahr 2025 sieht derweil so aus: Aktuell wird etwa jeder zweite Bundesbürger im Laufe seines Lebens an Krebs erkranken, jeder Vierte wegen der heimtückischen Krankheit versterben, schreibt die Patientengruppe. Das seien rund 600 Menschen am Tag und rund eine Viertelmillion pro Jahr – so viele Menschen, wie in Freiburg leben.

Niedrigschwellig, bitte! Von Großbritannien lernen

Screening-Programme gehörten flächendeckend ausgerollt, den Menschen seien „niedrigschwellige“ Angebote zu unterbreiten. Der Blick über den Tellerrand lohne sich. In Großbritannien etwa fährt ein roter Bus in verschiedene Orte der Städte Birmingham und Solihull.

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Bürgerinnen und Bürger können in den Bus einsteigen und mit Spezialisten über Krebsvorsorgeuntersuchungen sprechen: Brustkrebs, Hodenkrebs etc.. „Warum gibt es das nicht auch bei uns?“, fragt Förner.

Vorsorge sei kein Selbstzweck. Etwas Nettes: Kann man machen, kann man lassen. Nein. Es gehe darum, Leid und Krankheit zu verhindern. Förner formuliert es sehr persönlich – und bringt es damit stellvertretend für viele Krebspatienten auf den Punkt: „Ich habe leider Leukämie. Aber wäre es nicht schön, ich hätte keine!“ (hom)

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