Zehn-Punkte-Plan

So soll der ÖGD für Ärzte attraktiv werden

Der Bund stellt in den kommenden Jahren vier Milliarden Euro zur Verfügung, damit der Öffentliche Gesundheitsdienst besser für seine Aufgaben gerüstet ist. Der Berufsverband der Ärzte im ÖGD hat in einem Zehn-Punkte-Plan festgehalten, wie das Geld seiner Meinung nach sinnvoll angelegt werden kann.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Werden die Milliarden für den ÖGD gut investiert, sollten künftig auch mehr Ärzte den Weg zur Arbeit im Gesundheitsamt finden.

Werden die Milliarden für den ÖGD gut investiert, sollten künftig auch mehr Ärzte den Weg zur Arbeit im Gesundheitsamt finden.

© hkama / stock.adobe.com

Berlin. Durch die Coronavirus-Pandemie hat die Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren. Eine positive Folge: In den kommenden Jahren stellt der Bund vier Milliarden Euro zur Verfügung, damit der ÖGD personell und technisch deutlich besser dasteht als jetzt.

Damit die Gelder auch dahin gelangen, wo sie nach Meinung des Berufsverbandes der Ärzte im ÖGD am wirksamsten eingesetzt werden können, hat er einen Zehn-Punkte-Plan aufgestellt. Der BVÖGD schlägt vor:

Den Öffentlichen Gesundheitsdienst dauerhaft mit zusätzlichem qualifizierten Personal aufzustocken. Die zusätzlichen Stellen müssten schnellstmöglich eingerichtet werden, da die Anstellung des Personals bis Ende 2021 erfolgen und für die Dauer von fünf Jahren über das Konjunkturpaket des Bundes finanziert werden soll. Zudem schlägt der BVÖGD eine umfassende Analyse des ÖGD in Deutschland vor, zum Beispiel durch ein Gutachten des Sachverständigenrates für das Gesundheitswesen.

Die Tarife der ÖGD-Ärzte sollen an die arztspezifischen Tarifverträge der Ärzte in Krankenhäusern angeglichen werden. Wegen der vergleichsweise schlechten Bezahlung würden bislang kaum Klinikärzte in den Öffentlichen Gesundheitsdienst wechseln oder sich junge Ärzte für eine Tätigkeit im ÖGD interessieren.

Alle Gesundheitsämter sollten zügig mit der nötigen Hard- und Software zum Anschluss an die elektronische Gesundheitskarte ausgerüstet werden.

Aufbau einer internetgestützten ÖGD-Datenbank zum fachübergreifenden Austausch. Dabei soll von Einzellösungen abgesehen werden. Sinnvoll seien einheitliche digitale Kommunikationsmöglichkeiten sowie der Aufbau einer einheitlichen Kommunikationsplattform.

Verzahnte Strukturen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Dazu gehört für den BVÖGD die Ausstattung mit Landesgesundheitsämtern, Landeslaboren und Hygieneinstituten, die Gesundheitsämter beraten und unterstützen.

Die Akademien für Öffentliches Gesundheitswesen sollten erweitert und Schulungskonzepte für neues Fachpersonal entwickelt werden. Digitale Lernplattformen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sollten ausgebaut werden. Zudem könnten Ausbildungsabschnitte im ÖGD innerhalb der Facharztausbildung anderer Fachrichtungen dazu beitragen, Ärzte für eine Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu interessieren.

Einrichtung von ÖGD-Professuren an Hochschulen. Diese könnten eine Verbindung zwischen Hochschulen und fachlich ausgewiesenen Institutionen des ÖGD herstellen. Dies sollte mit der Einführung eines Fachs „Öffentliche Gesundheit“ oder „Bevölkerungsmedizin“ kombiniert werden.

Bevölkerungsmedizinische Lehrinhalte sollten fest im Medizinstudium verankert werden.

Famulaturen und die Ableistung des Praktischen Jahrs im ÖGD sollten durch eine Änderung der Approbationsordnung ermöglicht werden.

Der ÖGD soll bei der Planung und Gestaltung regionaler und kommunaler Versorgungskonzepte einbezogen werden.

„Die Pläne von Bund und Ländern für einen gemeinsamen Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst und die Bereitstellung entsprechender Finanzmittel sind ein erster wichtiger Schritt um die jahrelangen Versäumnisse und Einsparungen in diesem Bereich aufzufangen“, sagt die BVÖGD-Vorsitzende Dr. Ute Teichert.

Gesundheitsschutz der Bevölkerung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, daran zu sparen treffe die Bürger. Diese Lehre müsse schon heute aus der Corona-Pandemie gezogen werden, so Teichert.

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