Pandemie

Spahn bringt Corona-Drittimpfung für alle ins Spiel

Erste Bundesländer starten mit Booster-Impfungen für besonders gefährdete Menschen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kann sich vorstellen, das Angebot mit der dritten Corona-Impfung auszuweiten. Auf die Praxen käme in dem Fall eine Menge Arbeit zu.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn denkt über ein Angebot für Auffrischungsimpfungen für alle nach.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn denkt über ein Angebot für Auffrischungsimpfungen für alle nach.

© Kay Nietfeld/picture alliance

Berlin. Noch liegen keine expliziten Zulassungserweiterungen in der EU vor – ebenso wenig eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO): Gleichwohl hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein Angebot für Coronavirus-Auffrischungsimpfungen für alle ins Spiel gebracht.

Dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sagte der CDU-Politiker am Freitag, die Länder starteten bereits schrittweise mit Booster-Impfungen in Alten- und Pflegeheimen sowie für besonders gefährdete Menschen.

„Von den Zulassungen gedeckt“

Darüber hinaus könnten sich diejenigen eine dritte Spritze gegen COVID-19 verabreichen lassen, die bisher nur Vektorimpfstoffe bekommen hätten. „In einem zweiten Schritt können wir dann darüber nachdenken, auch allen anderen eine Auffrischungsimpfung anzubieten.“ Spahn setzte hinzu: „Eine Booster-Impfung ist von den Zulassungen gedeckt, sie verstärkt und verlängert den Impfschutz.“

Die Frage, ob es für die Drittimpfung gesonderte Zulassungen braucht, ist umstritten. Der Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, Professor Leif Erik Sander, hatte in einer Gesprächsrunde des „Science Media Center“ betont, man könne mit der „existierenden Zulassung jetzt auch eine Booster-Impfung machen“. Vor allem bei vulnerablen Gruppen seien Drittimpfungen angezeigt. Ähnlich hatte sich der Chef-Virologe der Charité Professor Christian Drosten geäußert.

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Zentren gehen auf „Standby“ – Praxen am Zug

Vakzine für Auffrischungsimpfungen seien ausreichend vorhanden, sagte Spahn. Viele Impfzentren in den Ländern wechselten ab Ende September zwar in den „Standby-Modus“. Aber es gebe „ja noch“ die Arztpraxen. „Allein die schaffen bis zu fünf Millionen Impfungen in der Woche.“

Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, erklärte, „selbstverständlich“ könnten die Praxen Booster-Impfungen übernehmen. Mit dem Einsatz der Ärzte habe der Impffortschritt „erst richtig Fahrt aufgenommen“, sagte Gassen der „Ärzte Zeitung“ am Freitag.

„Doch die Praxen und ihre Teams brauchen Klarheit, wann und für wen Impfungen vorgenommen werden können. Hierzu wäre es wichtig, eine möglichst klare wissenschaftlich begründete Definition zu haben, für wen eine Booster-Impfung sinnvoll wäre.“

Gassen erinnerte auch daran, dass ab dem Herbst auch die Grippesaison einsetzt. Sinnvoll sei daher „eine mögliche Kombination beider Impfungen“ – der gegen die Influenza und der zur Auffrischung gegen das Coronavirus, sagte der KBV-Chef.

Impfstoff für ärmere Länder

Zum Appell der Weltgesundheitsorganisation, mit Drittimpfungen zu warten und die dafür benötigten Vakzine stattdessen an ärmere Länder abzugeben, erklärte Spahn: „Mein Ziel ist beides: Auffrischungsimpfungen gewährleisten und den ärmeren Staaten Impfstoff spenden.“ Letzteres tue Deutschland bereits „in großem Stil“.

Alle noch ausstehenden Lieferungen von Vaxzevria® gingen an die internationale Impfstoffinitiative COVAX, so Spahn. Zudem werde die Produktion an mRNA-Impfstoffen weltweit hochgefahren. (hom)

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