Psychische Erkrankungen

AOK-Studie: Erhöhtes Risiko für Burn-out bei Pflegekräften

Ausgebrannt und ausgelaugt: In der Pflege kommt es zu auffallend vielen Fällen von Burn-out, berichtet das Wissenschaftliche Institut der AOK. Die Gesundheitskasse fordert Konsequenzen.

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Hohe Anforderungen, hohe Belastungen, nicht selten Burnout. Krankenhauspflegepersonal im Einsatz.

Hohe Anforderungen, hohe Belastungen, nicht selten Burn-out. Krankenhauspflegepersonal im Einsatz.

© Gorodenkoff / stock.adobe.com

Berlin. Steigende Arbeitsbelastung und unterbesetzte Teams lassen die Zahl psychischer Erkrankungen in der Pflege ansteigen. So liegt etwa das Burn-out-Risiko bei Pflegebeschäftigten nahezu doppelt so hoch wie in allen anderen Berufsgruppen, wie aus einer am Dienstag vorgelegten Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht.

Die Forscher werteten die Arbeitsunfähigkeitsdaten von 682.000 bei der Gesundheitskasse versicherten Pflegekräften aus. Laut Studie ist Burn-out in der Pflege keine Frage von Geschlecht oder Alter. Das Risiko, auszubrennen, steige zwar mit zunehmenden Alter, sei aber auch bei den unter 30-Jährigen schon vergleichsweise hoch, hieß es.

Reimann: „Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern“

Untersuchungen belegten schon seit Jahren, dass psychische und psychosomatische Erkrankungen beim Pflegepersonal zunähmen, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Dr. Carola Reimann. Diese Entwicklung bereite „große Sorgen“. Der mit der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) begonnene Prozess für bessere Rahmenbedingungen sei daher „unbedingt“ fortzusetzen.

Um die im Sommer 2019 gestartete KAP ist es zuletzt ruhiger geworden. Die Ampel hat allerdings zahlreiche Maßnahmen in ihren Koalitionsvertrag hineingeschrieben, um die Arbeitsbedingungen in der Krankenhaus- und Langzeitpflege zu verbessern und den Beruf aufzuwerten.

Aktuell werden etwa Personalschlüssel für die Klinikpflege vorbereitet. Ab September greift zudem eine Tarifpflicht für Altenheime und Pflegedienste.

Mehr Arbeit bei immer weniger Personal

Reimann verwies darauf, dass die Anforderungen in der Pflege komplexer geworden seien. Wegen höherer Lebenserwartung gäbe es immer mehr demenzkranke und multimorbide Menschen, die viel Zuwendung benötigten. Gleichzeitig werde es für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser zunehmend schwerer, qualifiziertes Personal zu finden.

Zahlreiche Stellen blieben unbesetzt, was wiederum bedeute, dass weniger Pflegefachpersonen mehr Aufgaben bewältigen müssten. „Diese Mehrbelastungen führen dazu, dass zahlreiche professionell Pflegende dem täglichen Druck nicht mehr standhalten können, krank werden und ausfallen“, sagte Reimann.

Im Schnitt 6,2 Fehltage je Mitglied

Laut Fehlzeiten-Report des WIdO stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in der Pflege – einschließlich Burnout – im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 6,2 Tage je AOK-Mitglied an und lag damit erneut weit über dem Durchschnitt aller Berufe (3,4 Tage).

Erkrankungen im Zusammenhang mit Burn-out verursachten bei Pflegekräften 2021 im Schnitt 28,2 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 AOK-Mitglieder – deutlich mehr als in anderen Berufen mit 14,2 Tagen (siehe nachfolgende Grafik). (hom)

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