Empfehlung des Wissenschaftsrats

Unimedizin soll um „vierte Säule“ ergänzt werden

Unikliniken sollen sich als Knotenpunkte vernetzter Gesundheitsforschung und -versorgung profilieren, empfiehlt der Rat.

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Zu Forschung, Lehre und Krankenversorgung soll nach Ansicht des Wissenschaftsrats eine vierte Säule kommen: „System- und Zukunftsaufgaben“, die insbesondere die koordinierende und konzeptionelle Funktion der Unikliniken betonen.

Zu Forschung, Lehre und Krankenversorgung soll nach Ansicht des Wissenschaftsrats eine vierte Säule kommen: „System- und Zukunftsaufgaben“, die insbesondere die koordinierende und konzeptionelle Funktion der Unikliniken betonen.

© Uwe Zucchi / dpa / picture alliance

Berlin. Der Wissenschaftsrat empfiehlt Bund und Ländern, die Aufgaben der Universitätsmedizin um eine vierte Säule zusätzlich zu Forschung, Lehre und Krankenversorgung zu erweitern. Diese „System- und Zukunftsaufgaben“ genannte Säule würde der Universitätsmedizin eine „koordinierende und konzeptionelle Funktion“ geben, heißt es in den „Empfehlungen zur künftigen Rolle der Universitätsmedizin zwischen Wissenschafts- und Gesundheitssystem“, die der Rat am Montag veröffentlicht hat.

Als ein Beispiel wird die regional vernetzte Versorgung mit der Universitätsmedizin als zentralem Koordinator“ genannt. Auf nationaler Ebene sollten die bundesweit 35 universitätsmedizinischen Standorte stärker als bisher „Knotenpunkte einer vernetzten Gesundheitsforschung“ sein. Die Pandemie habe deutlich gemacht, dass die Universitätsmedizin mehr sei „als ein Krankenhaus mit angelagerter Wissenschaft“, sagte Professor Dorothea Wagner, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Das Potenzial dieser Einrichtungen für das Gesundheitssystem müsse „besser als bisher genutzt werden“.

Gedanken über Finanzierungssäule machen

Für die „System- und Zukunftsaufgaben“ ließen sich allerdings keine klaren Finanzierungszuständigkeiten ableiten. Hier seien daher „Bund und Länder gefordert, sich Gedanken über eine dauerhafte, zusätzliche Finanzierungssäule zu machen“, so Wagner.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt, jenseits der kurativen Medizin sollten die Universitätskliniken stärker „Versorgungsdimensionen“ berücksichtigen – genannt werden Prävention, Rehabilitation, Pflege und Public Health. Unabdingbar für all dies sei eine vernetzte medizinische Dateninfrastruktur. „Ermutigt“ wird die Politik, die Medizininformatik-Initiative des Bundes und die Telematikinfrastruktur stärker zusammenzuführen.

Weitere Empfehlungen:

  • Sollen Einrichtungen der Universitätsmedizin in eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung und Koordinierung in der (regionalen) Versorgung hineinwachsen, dann seien feste Strukturen für den Austausch der Wissenschafts- und Gesundheitsressorts in den Ländern geboten. Dies sollte auch für die Krankenhausplanung gelten – auch dort sollten die Wissenschaftsministerien systematisch einbezogen werden.
  • Wissenschaftlich tätige Ärzte, die an der Schnittstelle von Forschung und Versorgung arbeiten, müssten an Universitätskliniken „großzügige Freiräume für Forschung und konzeptionelle Arbeit“ erhalten, mahnt der Rat. Als „zentrales Hemmnis“ wird dabei die begrenzte und uneinheitliche Anerkennung von Forschungsaktivitäten für die Facharztweiterbildung durch die Landesärztekammern ausgemacht. Komme es hier nicht zu einheitlichen Regelungen, „sind Möglichkeiten für eine veränderte Zuständigkeit für die Facharztweiterbildung in universitätsmedizinischen Einrichtungen zu prüfen“. (fst)
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