Urologen für engere Kooperation mit Hausärzten

Angesichts des demografischen Wandels und steigender Morbidität wollen Urologen verstärkt mit Hausärzten und Onkologen kooperieren. Besondere Chancen sehen sie in der Versorgung pflegebedürftiger Patienten.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Erklärt mehr als tausend Worte: Urologe erläutert einem Patienten am Modell ein Krankheitsbild.

Erklärt mehr als tausend Worte: Urologe erläutert einem Patienten am Modell ein Krankheitsbild.

© Mathias Ernert, Urol. Klinik Mannheim

NEUMÜNSTER. Die gegenwärtig günstigen politischen Rahmenbedingungen für Fachärzte sollten nach Auffassung des Präsidenten des Verbandes Deutscher Urologen (BDU), Dr. Axel Schroeder genutzt werden, eine strukturierte Versorgung durch Haus- und Fachärzte sowie Kliniken zu schaffen. Dabei sei es notwendig, Schnittstellen für die Kooperation der verschiedenen Disziplinen zu vereinbaren.

Aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der damit einhergehenden steigenden Morbidität müssten langfristig 1000 ausscheidende Ärzte durch bis zu 1300 Nachwuchs-Mediziner ersetzt werden. Mit Sicherheit werde die teilweise existierende Überversorgung künftig abgebaut, erwartet Schroeder.

Setzt auf mehr Handlungsoptionen für Urologen: Dr. Axel Schroeder.

Setzt auf mehr Handlungsoptionen für Urologen: Dr. Axel Schroeder.

© di

Für seine eigene Berufsgruppe sieht der Urologen-Präsident vielfältige Möglichkeiten der Berufsausübung und der Kombination verschiedener Tätigkeitsfelder, wobei vor allem das Vertragsarztrechts-Änderungsgesetz neue Flexibilität geschaffen habe. Allerdings gibt es noch immer Hemmnisse für eine optimale Versorgungsstruktur. Zwar biete die Option, als Belegarzt zu arbeiten, die Möglichkeit einer ambulanten und stationären Versorgung aus einer Hand.

Das Problem: Nicht alle heute möglichen und notwendigen diagnostischen Verfahren sind ambulant abrechnungsfähig. Das Alternativmodell eines Konsiliararztes, von dem Krankenhäuser nach GOÄ berechnete Leistungen einkaufen, stehe jedoch unter dem Verdacht einer unzulässigen Korruption. Es sei notwendig, mehr Rechtssicherheit zu schaffen.

An der Schnittstelle zur hausärztlichen Versorgung sehen die Urologen eine Aufgabe vor allem in der Versorgung von pflegebedürftigen Heimpatienten und in der ambulanten Pflege. Eine Chance könne es sein, auf der Basis von Paragraf 73b- und 73c-Verträgen integrierte Versorgungsmodelle zu schaffen, um die Behandlung von Patienten mit Harninkontinenz, benigner Prostatahyperplasie und Tumoren mit Hilfe von Behandlungspfaden zu optimieren.

Auf der anderen Seite müssten die Kompetenzen und Schnittstellen mit anderen Fachgruppen, insbesondere den Onkologen und Strahlentherapeuten, geklärt werden, fordert Schroeder. Da die medikamentöse Tumortherapie nicht Bestandteil der urologischen Weiterbildung ist, liegt diese Aufgabe eindeutig bei den Onkologen. Es müsse aber geklärt werden, welcher Facharzt - Urologe oder Onkologe - die Betreuung und Führung des Patienten übernehmen soll.

Sinnvoll sei es deshalb, für die Uro-Onkologie eine verbindliche Definition zu finden. Für Spezialfragen sollten Zentren gebildet werden, während für die Flächenversorgung kooperative Strukturen zur gemeinsamen Patientenversorgung durch Urologen und Hämatoonkologen entwickelt werden sollten.

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Kommentare
Klaus-Dieter Thill 12.07.201108:37 Uhr

Nun müssen Taten sprechen

Dass vor allem bei der Zusammenarbeit mit Hausärzten Defizite existieren, ist schon länger bekannt (vgl. Ärzte Zeitung vom 15.04.2011, Zuweiser fordern Gehör bei Fachärzten ein), ebenso die Ansatzpunkte für Optimierungen. Nun kommt es darauf an, diese gezielt zu nutzen. Dabei kann ein Verband Hilfestellung leisten, indem er eine Entwicklungsperspektive vermittelt. Letztlich hängt die Kooperationsqualität jedoch von jedem einzelnen Urologen und seiner Strategie zur konkreten Zusammenarbeit vor Ort ab.

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