Verblisterung spart Zeit, senkt aber auch Arzneimittelkosten

Neben positiven Effekten auf die Compliance kann die Verblisterung von Arzneimitteln bei Mehrfachmedikation die Kosten beträchtlich senken, wie erste Ergebnisse einer noch laufenden Studie in Berlin zeigen.

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Ein Wochenblister, in dem Präparate nach Zeitpunkt der Einnahme verpackt sind, erleichtert Patienten die korrekte Einnahme von Arzneimitteln. © 7x4 Pharma

Ein Wochenblister, in dem Präparate nach Zeitpunkt der Einnahme verpackt sind, erleichtert Patienten die korrekte Einnahme von Arzneimitteln. © 7x4 Pharma

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BERLIN (HL). Im Auftrag des Blisterherstellers 7x4 Pharma haben Wirtschaftswissenschaftler der Universität Münster in 17 Altenheimen in Berlin untersucht, welchen Einfluss die Verblisterung von Arzneimitteln auf Sach- und Personalkosten hat.

In die noch laufende Studie waren 550 Patienten eingeschlossen, die mit insgesamt 250 verschiedenen Arzneimitteln medizinisch versorgt wurden. Im Schnitt erhielt jeder der Patienten 3,4 verschiedene Arzneimittel.

Ein halbes Jahr nach Einführung der Verblisterung wurde die Einschätzung des Pflegepersonals abgefragt. Beteiligt daran waren insgesamt 47 Mitarbeiter der Pflegeheime. Die Ergebnisse wurden beim Hauptstadtkongress in Berlin vorgestellt.

Danach hielten 76 Prozent eine Arzneiverblisterung für Patienten, die eine Mehrfachversorgung benötigen, grundsätzlich für sinnvoll. 70 Prozent der Mitarbeiter stellten einen sinkenden Zeitaufwand für die Abgabe von Medikamenten fest. Etwas weniger, nämlich 62 Prozent der Befragten, gaben an, dies führe auch zu einer Entlastung des Pflegepersonals insgesamt. Denkbar ist, dass die Zeitersparnis, die bei der Medikationsabgabe erreicht wird, für andere pflegerische Tätigkeiten verwendet wird.

Direkte Kostensenkungen sind auch für die Krankenkassen möglich. Sie werden dadurch erzielt, dass es bei der Verblisterung gelingt, grundsätzlich den gesamten Inhalt von Tablettenpackungen auszunutzen. Die Zahl der eingesparten Tabletten wird in der Studie mit 11,6 Prozent angegeben. Die Kostenersparnis zugunsten der Krankenkassen belaufe sich dadurch auf etwa zehn Prozent.

Nach Auffassung der AOK Berlin sollte der für die Versorgung von Pflegeheimen nachgewiesene Nutzen auch für die ambulante Versorgung untersucht werden.

Dort wird zwar bei weitem nicht in jedem Fall Pflegepersonal entlastet (nämlich nur dann, wenn ein ambulanter Pflegedienst die Medikamentenvergabe übernimmt) - andererseits dürfte aber der medizinische Effekt nach Einschätzung von Internist Professor Rainer Düsing weitaus größer sein als in der Heimversorgung. Vor allem bei Patienten, die auf sich allein gestellt sind, ist das Risiko einer fehlerhaften Medikamenteneinnahme hoch. Vergesslichkeit und Irrtümer spielen dabei eine große Rolle - sie können die Wirksamkeit einer Therapie erheblich beeinträchtigen und auch Auslöser schwerer Nebenwirkungen sein.

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