Viele EU-Bürger haben negative Erfahrungen bei Behandlungen

Die Europäer fürchten sich vor körperlichen Schäden bei der medizinischen Behandlung. Die Gesundheitssysteme bewerten sie aber positiv.

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BRÜSSEL (spe). Ein Drittel aller Deutschen fürchtet, während einer ambulanten oder stationären Behandlung einen Schaden erleiden zu können. EU-weit gilt dies sogar für fast die Hälfte der Bevölkerung. Als mögliche Ursachen werden Diagnose- und Behandlungsfehler sowie Krankenhausinfektionen genannt.

Dies geht aus einer Meinungsumfrage im Auftrag der Europäischen Kommission hervor. Im Herbst 2009 wurden dafür 26 663 Personen aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten zur Patientensicherheit und Qualität der Gesundheitsversorgung in Europa befragt. Die Ergebnisse der Studie liegen seit Mitte April vor.

Am wenigsten trauen die Griechen ihrem Gesundheitssystem. Hier rechnen 83 Prozent der Befragten damit, bei einer Behandlung Schaden zu nehmen. Negative Erfahrungen bei der medizinischen Versorgung hat zudem bereits mehr als ein Fünftel aller EU-Bürger gemacht. Deutschland liegt mit 30 Prozent sogar etwas über dem Durchschnitt. Allerdings haben nur rund ein Drittel der Betroffenen den Zwischenfall gemeldet.

Unklar ist für die meisten Befragten, welche Einrichtungen für die Patientensicherheit zuständig sind. Ein Drittel sieht die Gesundheitsministerien in der Pflicht, während 27 Prozent der Europäer Krankenhäuser und Ärzte für zuständig erachten.

Die meisten Befragten, die in ihrer Heimat oder in einem anderen EU-Land einen Schaden erlitten haben, sehen als Formen der Wiedergutmachung eine Untersuchung des Falls oder eine finanzielle Entschädigung an. 75 Prozent der deutschen Befragten gaben an, hierfür die Dienste eines Rechtsanwaltes in Anspruch nehmen zu wollen.

Trotz aller Skepsis bewerten durchschnittlich 70 Prozent der Befragten die Qualität der Gesundheitsversorgung in Europa als gut. Spitzenreiter sind Belgien mit 97 Prozent und Österreich mit 95 Prozent. Deutschland liegt mit 86 Prozent im oberen Drittel. Schlusslichter sind Rumänien und Griechenland mit nur 25 Prozent.

Ein Drittel der Befragten ist ferner der Ansicht, dass die Versorgung im eigenen Land besser ist als in anderen EU-Mitgliedstaaten. Spitzenreiter waren auch hier Belgien und Österreich mit 65 Prozent beziehungsweise 64 Prozent. In Deutschland sind es 54 Prozent.

Hintergrund für die Befragung sind die Bemühungen der EU, die Qualität der medizinischen Versorgung in der EU zu verbessern und Ungleichheiten abzubauen. Hierzu gehören die geplanten Regelungen zur Förderung der (Informations-)Rechte der Patienten, über Rx-Arzneimittel und eine Empfehlung der EU-Gesundheitsminister zur Verbesserung der Patientensicherheit.

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