Globale Gesundheit
Von SARS lernen und Pandemie verhindern
Vorlesungsreihe zur globalen Gesundheit gestartet: „Wir können verhindern, dass eine Epidemie zur Pandemie wird“
Veröffentlicht:Berlin. Sie tauchen scheinbar aus dem Nichts auf. Plötzlich erkranken Menschen an neuartigen Krankheiten. Sie verbreiten sich rasend schnell, erst in einer bestimmten Region, später in weiteren Ländern auf der Welt.
SARS und Ebola sind nur zwei Fallbeispiele von Pandemien. Krankheiten, an denen eine hohe Zahl an Menschen sich infiziert, erkrankt oder gar stirbt. Der Umgang mit solchen Erkrankungen scheint aktueller denn je mit Blick auf das Coronavirus (Sars-CoV-2).
Führende Wissenschaftler diskutieren
In Partnerschaft mit der Charité Universitätsmedizin Berlin, organisiert die London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) eine Vorlesungsreihe zum Thema globale Gesundheit.
Bei der Auftaktveranstaltung der LSHTM-Charité Global Health Lecture Series im Museum für Naturkunde in Berlin diskutierten führende Wissenschaftler neueste Forschungsergebnisse sowie die Auswirkungen ihrer Arbeit auf Politik und Praxis im Umgang mit Epidemien.
Auch wenn von Ebola hauptsächlich westafrikanische Länder betroffen waren, erkrankten ebenso Menschen auf anderen Kontinenten. In unserer globalisierten Welt, in der Menschen täglich reisen, verbreiten sich ebenfalls Krankheiten wie das Coronavirus schneller. „Sind wir darauf vorbereitet?“, fragte Matshidiso Moeti von der WHO.
Kein neues Phänomen
Das Coronavirus stellt die Weltgemeinschaft erneut vor eine große Herausforderung. „Selbst ein Ausbruch Tausende Kilometer entfernt stellt eine Gefahr dar“, erklärte Professor Peter Piot (LSHTM). Das Phänomen einer Epidemie sei nicht neu, wenn das vergangene Jahrhundert betrachtet wird.
Piot verweist auf die Spanische Grippe, bei der mehr Menschen als im Ersten Weltkrieg starben. Menschen könnten den Erkrankungen nicht entkommen, weil Infektionen häufig von Tieren übertragen werden.
„Aber wir können verhindern, dass eine Epidemie zur Pandemie wird“, sagt Piot. Da allein jeden Tag zehn Millionen Passagiere fliegen, leben wir trotz Fortschritt in einer verletzlicheren Welt als noch in der Vergangenheit.
Kein Geld ist ein Fehler
Zum größten Fehler im Umgang mit Ebola deklarierte Piot die schlechte finanzielle Unterstützung. Er sprach sich generell für eine Skalierung von Epidemien wie etwa bei Stürmen aus. Ein gutes Gesundheitssystem der Länder spiele außerdem eine wichtige Rolle. „Die meisten Gesundheitssysteme haben bereits jeden Winter Probleme mit der normalen Grippe“, sagte Piot.
Wenn wir über Corona sprechen, sei SARS immer noch ein Modell, von dem wir lernen können, erklärte Professor Christian Drosten, Virologe an der Charité. Vor allem sogenannte Superverbreiter, also Menschen, die in Kontakt zu sehr vielen anderen Menschen stehen und eine Krankheit dementsprechend schnell mit verbreiten, müssten isoliert werden.
Informieren heißt vorbeugen
„Die Menschen müssen keine Angst haben, sie müssen informiert werden. Das ist die wichtigste Vorbeugemaßnahme“, so Drosten. Bisher sieht er Deutschland im Fall Corona als Gewinner, weil die Krankheitsfälle besser überwacht würden als in anderen Ländern. Das Coronavirus würde denselben Rezeptor wie das SARS-Virus verwenden.
Die Forschung könne bisher lediglich spekulieren, dass ein Impfstoff nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen wird, nur wenige Medikamente anwendbar sein werden, Kinder kaum betroffen sein werden und der Stuhlgang nicht infektiös sei.
Ebola: Helfer infiziert
Esther Mokuwa vom Institute of Development Studies in Sierra Leone zeigte die Handhabung des Ebola-Virus in ihrem Land auf. „Ebola ist eine fiese Krankheit, weil jene infiziert wurden, die geholfen haben.
Die Zahl der Infektionen explodierte, da oftmals die Familie die Kranken pflegte“, sagte Mokuwa. Menschen müssten daher über die Krankheiten informiert werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Gleichzeitig sollten Maßnahmen wie etwa sichere Beerdigungen zum Schutz der Menschen im Austausch und Einklang der jeweiligen Kultur getroffen werden.
Vergangene Epidemien haben gezeigt, dass Krankheiten sich über Ländergrenzen hinweg ausbreiten. Deshalb ist eine Finanzierung für gesundheitliche Hilfsmaßnahmen entscheidend zur Vorbeugung einer Pandemie, darin waren sich die Experten einig.
„Wir brauchen eine internationale Solidarität im Kampf gegen Epidemien, die über den Blick auf das eigene Risiko eines Landes hinausgeht“, sagte Matshidiso Moeti abschließend.