Krankenhausstudie 2020

Wegen Corona: Kliniken fürchten Rutsch in die roten Zahlen

Mehr als jede zweite Klinik rechnet für das Corona-Jahr mit Verlusten. Bis der „Normalbetrieb“ tatsächlich wieder läuft, könnte ein halbes Jahr vergehen, schätzt die Mehrheit der Klinikchefs.

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30 bis 40 Prozent der Klinikbetten blieben in der Corona-Krise leer.

30 bis 40 Prozent der Klinikbetten blieben in der Corona-Krise leer.

© Jonas Güttler / dpa

München/Neu-Isenburg. Wegen der freigehaltenen Betten für schwere Corona-Fälle rechnen mehr und mehr Klinikmanager damit, dass ihre Häuser dieses Jahr mit einem Defizit abschließen. Das gehe aus der „Krankenhausstudie 2020“ der Unternehmensberatung Roland Berger hervor, die am Montag veröffentlicht werden soll, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ, Wochenendausgabe).

Für die Untersuchung seien Geschäftsführer der 600 größten deutschen Kliniken befragt worden. Über die Hälfte (57 Prozent) von ihnen rechneten für dieses Jahr damit, dass ihr Haus in die roten Zahlen rutscht. Ein Jahr zuvor hätten nur rund ein Drittel (32 Prozent) ein Minus erwartet.

Vor allem große Häuser betroffen

Laut dem Bericht zeigen sich vor allem die Klinikmanager großer Häuser mit mehr als 1000 Betten pessimistisch: 72 Prozent von ihnen rechneten mit Verlusten im laufenden Geschäftsjahr. Eine Einschätzung, die Studienautor Peter Magunia nachvollziehen kann. Große Krankenhäuser behandelten mehr Schwerkranke und müssten dafür auch entsprechend geschultes Personal und die notwendige Technik bereithalten, erklärt er in der SZ vom Wochenende. Im Normalbetrieb würden diese Kosten über die Krankenkassen gedeckt. Während der Corona-Krise mussten elektive Eingriffe aber verschoben werden. Statt der üblichen 90 Prozent seien die im Unterhalt teuren Intensivstationen meist nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet gewesen, berichtet Magunia. Auch die Auslastung der Normalstationen ist nach der Studie im Schnitt um 37 Prozent gesunken.

Über das COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz wird den Kliniken jedes freigehaltene und nicht belegte Intensivbett zwischen dem 1. März und dem 30. September pauschal mit 560 Euro vergütet. Der Betrag reiche jedoch nicht, um die Erlösausfälle zu kompensieren, meinen laut Studie 75 Prozent der Manager von Kliniken mit mehr als 1000 Betten und rund die Hälfte der Manager von Häusern mit weniger als 500 Betten.

Suche nach geförderten Betten

Abgeleitet von der bis zum 15. Juli ausgezahlten Fördersumme von 534,25 Millionen Euro müssten derzeit 10.685 zusätzliche Intensivbetten zur Verfügung stehen. Dabei sind den Verantwortlichen im Gesundheitsministerium bei der Abrechnung der Fördergelder kürzlich allerdings „erhebliche Abweichungen“ ins Auge gestochen. Gesundheitsstaatssekretär Thomas Steffen hatte den Ressortkollegen in den Ländern daraufhin einen Brief geschrieben und um Aufklärung gebeten.

Mittlerweile arbeiten die Kliniken wieder im Normalbetrieb. Doch auch das stimmt sie offenbar noch nicht allzu positiv: Die Mehrzahl der für die Studie befragten Klinikmanager rechnet damit, dass es mehr als ein halbes Jahr dauern wird, bis sich die Patientenzahlen wieder auf das Vorkrisenniveau einpendeln werde. (reh/af)

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