Kinderärzte

Weniger Zucker? Klöckners „Witz in Tüten“

Das auf Selbstverpflichtungen der Industrie bauende Vorgehen der Regierung fällt beim BVKJ durch.

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BERLIN. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat der Nationalen „Reduktions- und Innovationsstrategie“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Mit dem Programm werde die Adipositas insbesondere bei Kindern in keiner Weise reduziert werden können.

Zu lasch, zu unverbindlich und zu mutlos, lauten die zentralen Kritikpunkte des BVKJ. Für die derzeit 1,1 Millionen übergewichtigen und 800.000 adipösen Kinder in Deutschland kommen die freiwilligen undunverbindlichen Maßnahmen nach Ansicht von Verbandspräsident Dr. Thomas Fischbach viel zu spät.

Bis 2025 will es Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) der Industrie weitgehend selbst überlassen, mehr Produkte mit weniger Fett und Zucker auf den Markt zu bringen und diese zu bewerben. Dieses Minimalziel sei ein „Witz in Tüten“, postulierte Fischbach beim Kinder- und Jugendärztetag in Berlin. Auch Wissenschaftler haben in einem Cochrane Review kürzlich freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie als wenig wirksam bezeichnet.

Die wachsweichen Vorgaben des Ministeriums ohne wissenschaftliche Evidenz erhöhten das Risiko, dass immer mehr heute noch normalgewichtige Kinder in den kommenden Jahren ebenfalls dick werden, so der BVKJ. Von der von den Pädiatern seit langem geforderten Verhältnisprävention sei man meilenweit entfernt.

Fischbach: „Dies ist eine politische Aufgabe. Julia Klöckner macht nur wenige Anstalten, sie zu lösen.“ Um dies zu ändern, stellte der BVKJ in Berlin diesen Forderungskatalog auf:

  • Einfache Kennzeichnung der Lebensmittelinhaltstoffe auf der Packungsvorderseite, mit der nach den Erfahrungen in anderen Ländern der Anteil adipöser Kinder um bis zu 56 Prozent gesenkt werden kann.
  • Werbeverbot für speziell an Kinder gerichtete ungesunde Lebensmittel und kein Verkauf von zuckerhaltigen Getränken an Schulen.
  • Einführung einer Zuckersteuer.

Auch an der Preisschraube müsse gedreht werden, forderte Kongress-Präsident Klaus-Michael Keller. Alle zuckerhaltigen Getränke müssten seiner Ansicht nach deutlich verteuert werde. (ras)

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