Wissenschaftler unter Verdacht der Manipulation
BORSTEL (di). Im Forschungszentrum Borstel (FZB) stehen Wissenschaftler unter Manipulationsverdacht. Eine externe Kommission hat festgestellt, dass Abbildungen in wissenschaftlichen Arbeiten Jahre lang verändert wurden.
"Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass es innerhalb der Laborgruppe ,Immunbiologie‘ über Jahre hinweg zu wissenschaftlichem Fehlverhalten gekommen ist", teilte das FZB mit. Die Einrichtung gilt als Aushängeschild der schleswig-holsteinschen Forschung, sie arbeitet eng mit den Unikliniken Kiel und Lübeck zusammen. Über die Untersuchungen hatte das FZB die Öffentlichkeit informiert.
In sechs Veröffentlichungen aus der Laborgruppe unter Leitung von Professor Silvia Bulfone-Paus sind Manipulationen festgestellt worden, in weiteren vier wurden Manipulationen eingeräumt.
Darüber hinaus wurde bei zwei Veröffentlichungen bei den Herausgebern der wissenschaftlichen Journale prospektiv um Retraktion nachgesucht. Bulfone-Paus hat erklärt, dass sie ihre Mitgliedschaft im dreiköpfigen Direktorium des Forschungszentrums bis zur Klärung ruhen lassen will.
Der externen Kommission war eine interne Vorprüfung (Ombudsverfahren) vorangegangen. Zugleich waren Beirat und Forschungsgemeinschaft, die Herausgeber der betroffenen Journale sowie die Medizinischen Fakultäten im Norden informiert worden. Bulfone-Paus lehrt an der Lübecker Universität.
Im Mittelpunkt der Vorwürfe stehen zwei erfahrene wissenschaftliche Mitarbeiter der Forschungsgruppe, die in den Beiträgen als Erstautoren zeichneten, Bulfone-Paust war Seniorautorin. "Aufgrund der primären Verantwortlichkeit der Erstautoren bei Datenerhebung und Datenpräsentation ... tragen diese ... wesentliche Verantwortung für das wissenschaftliche Fehlverhalten", hieß es.
Der Seniorautorin wirft die Kommission vor, die Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Datenfälschungen im Sinne des "freien Erfindens" von Resultaten lägen nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht vor. Und: Unbeschadet der festgestellten Manipulationen scheinen die wissenschaftlichen Kernaussagen der betroffenen Publikationen Bestand zu haben.
Fehlverhalten sei nicht als generelles Phänomen innerhalb der Laborgruppe Immunbiologie festgestellt worden.